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Im Landkreis Stade, nahe Hamburg, wird erstmals die webbasierte Trainingssoftware Digi Care in Deutschland eingeführt. Diese Software soll Pflegebedürftigen ein individuelles Trainingsprogramm ermöglichen, das sie bequem von zu Hause aus durchführen können. Arne Dahlke, der für die Geschäftsentwicklung bei Digi Rehab verantwortlich ist, hebt hervor, dass die positive Wirkung der Software bereits in Dänemark nachgewiesen wurde, wo das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei eins zu fünf liegt. Das Projekt erfolgt im Rahmen eines vom Europäischen Sozialfonds Plus geförderten Vorhabens.
Digi Care ist in Dänemark bereits seit neun Jahren Bestandteil der Regelversorgung und hat sich auch in Ländern wie Holland, Schweden und Finnland etabliert. Die Kosten für die Anwendung werden in der Regel von Kommunen und Landkreisen getragen. Ziel des Projekts „Selfit“ ist es, den Kostenträgern den Nutzen von Digi Care zu demonstrieren, um diese zur Förderung von Investitionen zu bewegen. Auswertungen aus Dänemark zeigen, dass mit einer investierten Krone langfristig fünf Kronen gespart werden können.
Wissenschaftliche Begleitung und individuelle Trainingspläne
Die Hochschule 21 in Buxtehude wird eine wissenschaftliche Begleitung des Projekts durchführen. Digi Care erstellt individuelle Trainingspläne, die auf einem ausführlichen Screening und den Begutachtungsrichtlinien des Medizinischen Dienstes basieren. Dabei können Pflegebedürftige entweder von Pflegekräften oder Angehörigen beim Training unterstützt werden, oder sie führen die Übungen selbstständig aus, sofern sie dazu in der Lage sind.
Für das Projekt sucht Digi Rehab aktuell noch Senioren, die teilnehmen möchten. Ambulant tätige Pflegekräfte im Kreis Buxtehude sind aufgerufen, ihre Klienten anzusprechen und zu einer Teilnahme zu ermutigen.
Digitale Pflegeanwendungen (DiPA), die ebenfalls als Unterstützung für Pflegebedürftige dienen, sind seit 2021 gesetzlich geregelt, aber bisher noch nicht auf dem Markt. Wie Apotheken Umschau berichtete, wird ab 2025 die finanzielle Unterstützung für DiPA von der Pflegekasse um drei Euro auf insgesamt 53 Euro pro Monat angehoben. Diese Anwendungen sollen dazu beitragen, die Selbstständigkeit von Pflegebedürftigen zu bewahren und ihre Pflege durch Angehörige zu erleichtern. Pflegebedürftige mit Pflegegraden 1 bis 5 haben Anspruch auf DiPA und können deren Funktionen wie Gedächtnistraining oder Sturzrisiko-Reduktion in Anspruch nehmen.