
Christiana Biron hat ein neuartiges Spiel mit dem Titel „Esters Welt“ entwickelt, das mit 40 individuell gestalteten Karten den Lebensweg von Ester Müncz, einer heute 75-jährigen Frau, thematisiert. Ester verbrachte fünf Jahre ihrer Kindheit im Displaced Persons Camp (DP-Camp) Föhrenwald, nachdem sie die Shoa überlebt hatte. Biron hat das Spiel konzipiert, um die Erinnerungen und Erfahrungen von Ester lebendig zu halten.
Ester Müncz kam im Alter von drei Jahren mit ihren schwer traumatisierten Eltern nach Föhrenwald. Ihre Eltern waren zuvor in Ghettos in Ungarn und Österreich deportiert worden. Obwohl Ester ihre Kindheit im Camp nicht in positiver Erinnerung hat, hat sie eine optimistische Lebenshaltung entwickelt und arbeitete im späteren Verlauf ihres Lebens als Kindergärtnerin. Die Karten des Spiels enthalten Zeichnungen und Erklärungen zu wichtigen Begriffen wie „Yom Kippur“, „Synagoge“, „Kibbuz“ und „Pessah“.
Ester Müncz und Christiana Biron
Die Verbindung zwischen Ester und Christiana entstand über ein Zoom-Meeting, das sich mit dem Thema Shoa beschäftigte. Biron hatte zuvor den Erinnerungsort Badehaus in Waldram besucht und war von Esters Geschichte berührt. Die beiden Frauen telefonieren regelmäßig, etwa dreimal pro Woche. Ester ist gespannt darauf, die Karten mit ihren Enkelkindern zu betrachten und gemeinsam Aufgaben zu lösen. Es ist bemerkenswert, dass sie im Alter von neun Jahren ihren Vater und mit 13 Jahren ihre Mutter verlor und bis zu ihrem 21. Lebensjahr in einem jüdischen Kinderheim in der Schweiz lebte, bevor sie nach Israel zog und in einen Kibbuz ging.
Die Kartenbox „Esters Welt“ ist für 20 Euro erhältlich und kann per E-Mail bestellt werden. Der Erlös aus dem Verkauf wird verwendet, um die Druckkosten zu decken und Ester ein Flugticket nach Deutschland zu ermöglichen, damit sie an den Feierlichkeiten zum 80-jährigen Bestehen des DP-Camps in Föhrenwald teilnehmen kann.
Geschichte des DP-Lagers Föhrenwald
Das DP-Camp Föhrenwald, südwestlich von München gelegen, war ein bedeutendes Lager in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands. Ursprünglich wurden die Strukturen 1939 für Mitarbeiter von IG Farben erbaut und später während des Krieges für Zwangsarbeiter genutzt. Nach der Befreiung im Jahr 1945 wurde das Lager in ein Camp für jüdische Flüchtlinge umgewandelt. In den Anfangsjahren beherbergte Föhrenwald über 4.000 Menschen und wurde rasch zu einem der größten jüdischen DP-Zentren, das auch eine aktive Stimme der Flüchtlinge darstellte.
Im Oktober 1945 wurde das Lager in ein rein jüdisches DP-Lager umgewandelt. Zwischen 1946 und 1948 war Föhrenwald eines der größten DP-Lager in der amerikanischen Zone und bot den Migranten, neben besseren Lebensbedingungen, auch eine reiche Bildungskultur. Aktivitäten wie Theater, Musik und eine eigene Zeitung, das „Bamidbar“, bereicherten das Lagerleben. Trotz widriger Umstände stellte das Camp eine Anlaufstelle für viele DPs dar und wurde erst 1957 geschlossen, als das letzte DP-Lager in Deutschland.
Für detaillierte Informationen zu diesem Thema besuchen Sie [Süddeutsche.de](https://www.sueddeutsche.de/muenchen/wolfratshausen/ester-muencz-christiana-biron-juedisches-dp-camp-foehrenwald-lux.LC1rm97z8SWxGaE7HEa4WM) und [USHMM.org](https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/foehrenwald-displaced-persons-camp).