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Finanzielle Bildung: Isabel Schnabel warnt vor Risiken für Frauen!

Der Zugang zur Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main ist stark geregelt und erfolgt durch zwei Sicherheitsschleusen. Isabel Schnabel, Mitglied des EZB-Direktoriums, hat ihr Büro in der 39. Etage der Instituts. In einem Interview, das vier Wochen vor einer wichtigen Zinsentscheidung stattfand, wurde die aktuelle EZB-Politik nicht thematisiert.

Schnabel erinnert sich an ihre Kindheit, als sie zum ersten Mal Geld in der Hand hatte, um mit ihrem Taschengeld Süßigkeiten zu kaufen. Ihr Vater legte wert darauf, dass sie sich frühzeitig mit Geld beschäftigt, was für sie in der Jugend nicht von großem Interesse war. Sie ist jedoch der Überzeugung, dass Frauen im Durchschnitt über eine geringere finanzielle Bildung verfügen als Männer, was zu suboptimalen finanziellen Entscheidungen führen kann.

Finanzielle Bildung und Geschlechterrollen

Strukturelle Faktoren wie unterbrochene Erwerbsbiografien und Teilzeitarbeit tragen zu den finanziellen Nachteilen von Frauen bei. Schnabel betont daher die überaus wichtige Rolle der finanziellen Vorsorge für Frauen. Sie erklärt, dass Frauen in Finanzentscheidungen tendenziell risikoscheuer sind und seltener am Aktienmarkt investieren. Des Weiteren sieht sie die Diversität in Entscheidungsgremien als entscheidend für eine robustere Geldpolitik an. Die EZB hat sich klare Zielvorgaben zur Förderung von Frauen auf allen Hierarchieebenen gesetzt und bietet entsprechende Angebote, wie etwa Kinderbetreuung und eine Europäische Schule.

Schnabel hebt hervor, dass Frauen seltener für Beförderungen kandidieren und ermutigt sie, sich aktiver zu bewerben. Transparent sind auch die Gehaltsunterschiede innerhalb der EZB, welche auf klaren Gehaltsklassen basieren. Als Mitglied des EZB-Direktoriums nimmt Schnabel ihre Verantwortung ernst und bemüht sich, informierte Entscheidungen zu treffen.

In ihrer bisherigen Karriere war sie oft die einzige Frau in ihrem Arbeitsumfeld an Universitäten in Deutschland und den USA. Sie hat dabei festgestellt, dass sich der Kommunikationsstil in Gremien ändert, wenn der Frauenanteil steigt. Für sie sind weibliche Netzwerke und gegenseitige Unterstützung von großer Bedeutung. Während der Pandemie unterstützte sie eine Kollegin, die unkonventionelle Ideen zur Bekämpfung der Inflation einbrachte. Trotz sexistischer Kommentare in sozialen Medien erlebte sie in ihrem beruflichen Umfeld weitestgehend Respekt.

Schnabel erkennt geschlechtsspezifische Barrieren im Verlauf ihrer Karriere an und betont die Wichtigkeit von Rollenvorbildern. Sie hat in ihrem Leben Kompromisse zwischen Beruf und Familie schließen müssen und teilt die Verantwortung für die Betreuung ihrer drei Töchter mit ihrem Mann, der ihnen eine Kinderfrau zur Seite stellt. Für Schnabel ist bezahlte Kinderbetreuung eine notwendige Investition in ihre Karriere.

Den Vorwurf, eine Rabenmutter zu sein, hat Schnabel nicht akzeptiert, da sie sich als gutes Vorbild für ihre Töchter sieht. Diese sind mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Frauen alles erreichen können, und zeichnen sich selbst durch einen feministisch geprägten Standpunkt aus. Weiterhin hat Schnabel mit ihrem Mann häufig über Geld gesprochen, um ihren Töchtern den verantwortungsbewussten Umgang mit Finanzen näherzubringen. Ihre Besorgnis über die Rückkehr zu traditionelleren Geschlechterrollen in Unternehmen äußert sie ebenso und betont die bedeutende Rolle der Diversitätsstrategie der EZB.

Obgleich Isabel Schnabel die Herausforderungen für Frauen in der finanziellen Bildung thematisiert, wird in einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung erläutert, dass Frauen in vielen Ländern im Durchschnitt eine schlechtere finanzielle Bildung als Männer aufweisen. Kulturelle Unterschiede und ungleiche Erfahrungen mit Finanzen tragen ebenfalls zu diesem Gender Gap bei, der nur teilweise durch Einkommen und Bildung erklärt werden kann. Um diesen Gap zu verringern, wird empfohlen, Schulen sollten verstärkt finanzielle Allgemeinbildung und Rechenfertigkeiten zu vermitteln, um das Interesse von Mädchen an Finanzfragen zu wecken, damit diese Finanzentscheidungen zunehmend als ihre Aufgabe wahrnehmen, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung berichtet.

Für optimale Ergebnisse sei zudem eine generelle Gleichstellung der Geschlechter von Bedeutung, was den Gender Gap in der finanziellen Bildung weiter reduzieren könnte, so die Analyse des Instituts.