
Das ehemalige Tagebaugebiet Welzow Süd wird seit 20 Jahren intensiv erforscht. Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und der Energiekonzern LEAG haben nun ihre Forschungskooperation um fünf Jahre verlängert. Im Rahmen einer neu unterzeichneten Nutzungsvereinbarung wird das Forschungsgebiet, das sich über sechs Hektar im Rekultivierungsbereich des Tagebaus erstreckt, weiterhin als wichtiges Areal für Umweltstudien genutzt.
Wissenschaftler der BTU untersuchen die Entstehung und die Entwicklung des Ökosystems, das seit seiner Rekultivierung sich selbst überlassen wurde. Dazu hat die LEAG eine Tonschicht unter dem Boden installiert und mit Sand bedeckt, um Regenwasser zu sammeln. Das Gebiet wurde planiert, jedoch weder gedüngt noch bepflanzt. Als Ergebnis sind verschiedene Laub- und Nadelbäume sowie Gewässer inmitten von Schilf entstanden. Bis heute sind über 100 Pflanzenarten und diverse Tierarten in die Region zurückgekehrt.
Ökologisches Monitoring und Forschung
Das Forschungsgebiet beinhaltet über 40 Brunnen und zwei Wehre zur Messung der Grundwasserwerte. Zusätzlich werden drei Wetterstationen eingesetzt, um klimatische Daten zu sammeln. Luftaufnahmen dienen der Beobachtung der Pflanzenentwicklung, sodass die Pflanzenvielfalt zur Veränderung der Modelllandschaft in der Region beiträgt. Nach Angaben der Wissenschaftler sinkt der Grundwasserkörper aufgrund der hohen Wasseraufnahme durch Pflanzen.
Die Forschung wird von Experten aus dem In- und Ausland sowie Studierenden der BTU durchgeführt. Insbesondere das Quellgebiet ist für umweltwissenschaftliche Studiengänge und Praktika von zentraler Bedeutung. Interessant sind auch archäologische Funde: Archäologe Peter Schöneburg entdeckte Überreste von Soldaten des Zweiten Weltkriegs im Gebiet. Die Forschung hat zudem Verbindungen zur zukünftigen Gestaltung anderer ehemaliger Tagebaugebiete in der Lausitz, mit dem Ziel, die schnelle Renaturierung und ökologische Vielfalt zu fördern.
Die langfristige Forschungsinitiative im Quellgebiet des Hühnerwasser-Baches zeigt die Verpflichtung zur nachhaltigen Entwicklung der Bergbaufolgelandschaften. Die neue Nutzungsvereinbarung zwischen der BTU-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande und Dr. Thomas Koch, Leiter Geotechnik der LEAG, ist bis 2030 gültig. Der Einzugsbereich „Hühnerwasser“ hat sich im Rekultivierungsbereich des Braunkohletagebaus selbst entwickelt, und die Zusammenarbeit mit der LEAG ermöglicht umfassende Langzeitstudien zu Ökosystemprozessen und ökologischen Monitoring.
Diese Kooperation verwendet ein flächendeckendes ökologisches Überwachungsnetzwerk, das neben der pflanzlichen Besiedlung auch Grundwasserstände, Wasser- und Elementflüsse sowie meteorologische Parameter erfasst. Ein Teich innerhalb des Gebiets bietet Einblicke in die Entstehung junger Gewässer und die Interaktionen zwischen terrestrischen und aquatischen Systemen. Die Vertragsverlängerung ermöglicht es zudem, weitere Forschungen zur transformativen Landschaftsentwicklung und den Auswirkungen des Klimawandels durchzuführen.