
Robert Habeck steht nach der Bundestagswahl 2025 vor dem vorläufigen Ende seiner politischen Karriere. Er führte die Grünen zu 11,6 Prozent, was das zweitbeste Ergebnis der Partei darstellt, jedoch 3 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl 2021. Trotz des Verlustes seines Wahlkreises in Schleswig-Holstein an die CDU hat Habeck sein Bundestagsmandat aufgrund seiner Position auf Landeslistenplatz zwei sicher. Er erklärte, zukünftig keine führende Rolle in der Partei mehr anstreben zu wollen. Die Grünen müssen sich personell neu aufstellen; eine Entscheidung darüber steht am Mittwoch an, wobei Britta Haßelmann als mögliche Fraktionsvorsitzende und Annalena Baerbock als Nachfolgerin im Gespräch sind.
Habeck und Baerbock gehören dem Realo-Flügel der Grünen an, was potenziell zu internen Spannungen führen könnte. Spekulationen über eine Rückkehr von Habeck als Parteichef gelten als unwahrscheinlich, da die Grünen sich erst 2024 neu aufgestellt haben. Letztlich hatte Habeck 2021 Baerbock den Vorzug als Kanzlerkandidatin gegeben, obwohl er bei den Wählern beliebter war. Bei der Bundestagswahl 2025 war die Regierungsbildung schwierig, da die CSU eine Koalition mit den Grünen ausschloss. Die Grünen verpassten die Regierungsbildung um 13.000 Stimmen, die dem Bündnis Sahra Wagenknecht fehlten, um in den Bundestag einzuziehen. Ohne diese Stimmen wäre eine Koalition aus CDU/CSU, SPD und Grünen möglich gewesen, was Habeck als Minister hätte einbringen können, wie Merkur berichtete.
Kanzlerkandidat und Herausforderungen
Robert Habeck ist der Kanzlerkandidat der Grünen für die Bundestagswahl 2025. Bei der Bundestagswahl 2021 verzichtete er zugunsten von Annalena Baerbock auf die Kanzlerkandidatur, die er als „schmerzhaftesten Tag“ seiner politischen Laufbahn bezeichnete. Baerbock hatte im Wahlkampf mit Problemen zu kämpfen, was in einem Vertrauensverlust mündete. Olaf Scholz wurde letztlich Kanzler, und die Grünen erlitten eine Niederlage. Im November 2023 wählten die Grünen Habeck mit 96,48 Prozent zu ihrem Kanzlerkandidaten. Annalena Baerbock unterstützt ihn im Wahlkampf, wobei die Rollen zwischen den beiden gewechselt haben.
Habeck bringt Erfahrung als Vizekanzler und Wirtschaftsminister mit und sieht sich verschiedenen Herausforderungen gegenüber, darunter das Scheitern der Ampel-Koalition und Bürgerunmut. Als Realpolitiker betont er die Notwendigkeit von Kompromissen und hebt in einer Parteitagsrede die Bedeutung von Bündnisfähigkeit und Lösungssuche hervor. Habeck hat sich Respekt bei Landwirten erarbeitet, die oftmals skeptisch gegenüber den Grünen sind. Während seiner Amtszeit als Wirtschafts- und Klimaschutzminister musste er die Balance zwischen Parteikollegen und öffentlicher Meinung finden. Angesichts des Ukraine-Konflikts reiste er nach Katar, um neue Gaslieferanten zu gewinnen, was bei der Bevölkerung auf positive Resonanz stieß. Dennoch waren seine Vorschläge, bei der Energiewende Rücksicht auf die Wirtschaft zu nehmen, umstritten, und das Heizungsgesetz von 2023 führte zu Verunsicherung und Kritik. Habeck räumte ein, dass er „zu weit gegangen“ sei.
Um sein Image und das der Grünen zu verbessern, hat Habeck verstärkt auf Social Media gesetzt. Er versucht, insbesondere durch Auftritte auf Plattformen wie X (ehemals Twitter) und in einem Twitch-Livestream, junge Wähler zu gewinnen. Die Bundestagswahl findet am 23. Februar 2025 statt, was eine entscheidende Zeit für die Grünen und deren Strategie darstellt, wie Stern berichtet.