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Fachkräftemangel in Hamburg: Wirtschaft ruft nach legaler Zuwanderung!

Die norddeutsche Wirtschaft sieht sich angesichts eines akuten Fachkräftemangels gezwungen, die Notwendigkeit legaler Zuwanderung zu betonen. Spitzenvertreter der Branche fordern vor den bevorstehenden Wahlen eine klare Agenda zur Stärkung von Wirtschaft, Bildung und Infrastruktur. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg, warnt vor einem undifferenzierten Streit über Migration, insbesondere im Kontext der aktuellen politischen Debatte über die Verschärfung der Zuwanderungskontrollen im Bundestag, die durch mehrere Mordanschläge von Personen mit Migrationshintergrund ausgelöst wurde. Zu den Vorfällen zählt unter anderem eine Amokfahrt eines gebürtigen Saudi-Arabers auf einem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sowie ein tödlicher Angriff eines gebürtigen Afghanen in Aschaffenburg, wobei beide Verdächtigen bereits den Behörden wegen Gewaltandrohungen bekannt waren.

Die Handelskammer Hamburg, die Handwerkskammer Hamburg und der Wirtschafts-Dachverband UVNord haben ihre Forderungen vor den Wahlen zum Bundestag am 23. Februar und zur Hamburgischen Bürgerschaft am 2. März präsentiert. Laut Prognosen werden in Hamburg bis 2040 rund 200.000 Fachkräfte fehlen, besonders in der dualen Berufsausbildung. Die regionale Wirtschaft engagiert sich seit 2015 für die Ausbildung und Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt; Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer, berichtet von einem Anstieg der Ausbildungszahlen nach 2015. Dennoch gibt es Kritik an den langen Prozessen zur Integration von Zuwanderern.

Forderungen der Wirtschaft

Die Vertreter der norddeutschen Wirtschaft, darunter Philipp Murmann, Präsident des UVNord, äußern sich besorgt über die Eskalation der Debatten zur legalen und illegalen Migration. Zu den Forderungen der Wirtschaft gehören die Reduktion von Bürokratie, die Erneuerung der Infrastruktur sowie höhere Investitionen in Bildung. Ein Vorschlag von Aust umfasst das Prinzip der Genehmigungsfiktion, um wirtschaftliche Entscheidungen zu beschleunigen. Kritik wird an den umfangreichen Dokumentationspflichten sowie am Misstrauen der Politik gegenüber der Wirtschaft geübt. Stemmann schlägt vor, die duale Ausbildung zu stärken und die Integrationsprozesse zu vereinfachen.

Zusätzlich wird die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung als Lösungsansatz diskutiert. Murmann hebt den dringenden Nachholbedarf beim Ausbau und Unterhalt der Infrastruktur in der Metropolregion Hamburg hervor, einschließlich wichtiger Verkehrsprojekte.

Fachkräftemangel in Deutschland

Parallel zu den Entwicklungen in Hamburg zeigt sich ein bundesweiter Fachkräftemangel in verschiedenen Berufen und Regionen. Auslöser sind ein geringes Angebot an Fachkräften mit qualifizierter Ausbildung sowie eine demografische Entwicklung, die den Rückgang der Erwerbsbevölkerung vorantreibt. Passungsprobleme treten auch bei allgemeiner Arbeitslosigkeit auf, wenn Qualifikationen nicht den Anforderungen entsprechen. Engpässe betreffen insbesondere Handwerks-, Bau- sowie Gesundheitsberufe. Auch in der Informatik sind die Engpässe in Städten wie Berlin, Hamburg und Sachsen besonders stark ausgeprägt.

Die Bundesregierung verfolgt eine Fachkräftestrategie zur Sicherung des Bedarfs in Deutschland, die die Stärkung inländischer Fachkräftepotenziale sowie die qualifizierte Zuwanderung aus EU- und Drittstaaten anstrebt. Eindrucksvoll sind die Zahlen von 2019, als über 593.000 Zuwanderer aus EU-Staaten und über 39.400 qualifizierte Personen aus Drittstaaten nach Deutschland kamen. Maßnahmen wie das Fachkräfteeinwanderungsgesetz seit 2020 sollen den Arbeitsmarkteinstieg für Fachkräfte aus Drittstaaten erleichtern.

Allerdings gibt es Herausforderungen bei der Integration, wie sprachliche Schwierigkeiten und Anpassungsprobleme an eine neue Arbeitskultur, die oft längere Einarbeitungsphasen zur Folge haben. Trotz der von der Bundesregierung unternommenen Maßnahmen zur Verbesserung des Zugangs zum Arbeitsmarkt sind die Integrationsprobleme weiterhin nicht vollständig gelöst.

Die Attraktivität des deutschen Arbeitsmarktes für internationale Arbeitskräfte muss besonders im Gesundheits- und Pflegebereich gewährleistet werden, um dem Anstieg der Zahl pflegebedürftiger Menschen gerecht zu werden, wie aus den Berichten abzuleiten ist.