
Görtz, ein traditionsreicher Schuhhändler, steht erneut vor gravierenden finanziellen Herausforderungen. Am 20. Januar 2025 wurde für die Görtz Retail GmbH ein neues Insolvenzverfahren angeordnet. Der Traditionsbetrieb wurde 1875 gegründet und war einst eine feste Größe im deutschen Einzelhandel, hatte jedoch seine Filialanzahl von ursprünglich 160 auf mittlerweile nur noch 30 reduziert.
Die Schließung zahlreicher Filialen hat bereits stattgefunden. So wurden die Geschäfte in Kassel und Kempten Ende Februar 2025 geschlossen, während das Geschäft in Darmstadt Mitte April 2025 schließen wird. Eine Filiale im Hamburger Alstertal Einkaufszentrum musste bereits am 1. April 2025 an den Vermieter übergeben werden. Besonders betroffen ist das Hamburger Stammhaus in der Spitalerstraße, das Ende April 2025 ebenfalls geschlossen wird.
Der aktuelle Stand und Auswirkungen
Der vorläufige Insolvenzverwalter Gideon Böhm bestätigte, dass sich bislang kein Interessent im Investorenprozess gemeldet hat. Der Flagship-Store in der Spitalerstraße, mit einer Fläche von über 5.000 Quadratmetern, ist damit etwa sechsmal größer als andere Görtz-Filialen. Von der Schließung des Flagship-Stores sind 65 Mitarbeiter betroffen, und im Rahmen eines Räumungsverkaufs werden dort Rabatte von bis zu 70% angeboten.
Görtz führte im Jahr 2023 ein neues Konzept ein, bei dem 40% des Sortiments aus Bekleidung bestehen. Diese Maßnahmen kommen jedoch zu spät, während das Unternehmen mit einer massiven Rückkehr von Insolvenzen im stationären Einzelhandel konfrontiert ist. Kritiker bemängeln, dass die Wirtschaftspolitik der Ampel-Regierung unzureichend sei und die Herausforderungen wie Bürokratie und steigende Energiekosten nicht genügend unterstützt werden. Experten warnen, dass die Kombination aus Regulierungen, steigenden Personalkosten und der Konkurrenz durch Online-Händler Bedrohungen für Traditionsunternehmen dargestellt wird.
Die zweite Insolvenz von Görtz wird als Alarmsignal für die gesamte Branche betrachtet und dokumentiert den Verlust deutscher Traditionshändler als ein bedauerliches Verschwinden aus der Handelslandschaft. Das Unternehmen war zuletzt 2023 aus einem ersten Insolvenzverfahren herausgekommen, nachdem es vom Investor Bolko Kissling gerettet wurde.
Während die Zukunft des Unternehmens ungewiss bleibt, wird es sich zeigen müssen, ob ein Investor gefunden werden kann, um das traditionsreiche Unternehmen zu retten, welches einst eine feste Größe im Retail-Markt war, wie Merkur berichtete und auch Kettner Edelmetalle festhält.