
Im Jahr 2024 verzeichneten die deutschen Kirchengemeinden einen signifikanten Mitgliederschwund. Laut Berichten von Kreiszeitung Wochenblatt traten 345.000 Menschen aus der Evangelischen Kirche und 322.000 aus der katholischen Kirche aus. Damit beläuft sich die Gesamtzahl der Kirchenaustritte im vergangenen Jahr auf 667.000. Im Vergleich hierzu lagen die Austrittszahlen im Vorjahr noch höher, mit 380.000 Austritten aus der Evangelischen und 400.000 aus der katholischen Kirche.
Im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Stade wurden für 2023 insgesamt 750 Todesfälle und Austritte registriert, während nur 330 Taufen und Wiedereintritte verzeichnet wurden. Für das Jahr 2024 zeigen die Prognosen 580 Austritte und Todesfälle bei 210 Taufen und Wiedereintritten. Die Ursachen für diesen Rückgang sind vielschichtig, darunter der demografische Wandel, gesellschaftliche Veränderungen sowie eine abnehmende Kirchenbindung. Pastor Hans Georg Wieberneit berichtet von jährlichen Mitgliederrückgängen von etwa 3% im Kirchenkreis Winsen.
Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkungen
Auch in den letzten Jahren ist ein Wandel in der Wahrnehmung von Religion und der Kirche festzustellen. Wie katholisch.de berichtet, haben nicht nur Menschen, die kaum Bezug zur Kirche haben, ihre Mitgliedschaft gekündigt, sondern auch ehemalige Messdiener, Lektoren und Katecheten. Die Zahl der katholischen und evangelischen Christen in Deutschland wird voraussichtlich unter 50% fallen. Während Weihnachten und Ostern für viele Deutsche, auch für Nicht-Gläubige, bedeutend bleiben, besuchen an normalen Sonntagen nur noch 9% der Katholiken die Kirche.
Der Leipziger Religionssoziologe Gert Pickel beschreibt, dass der Wandel in der Gesellschaft auch mit politischen Entwicklungen und der Individualisierung einhergeht. Menschen stellen zunehmend persönliche Werte über gesellschaftliche Standards, was sich in unterschiedlichen Haltungen innerhalb der Kirche widerspiegelt. Bewegungen wie Maria 2.0, die Reformen fordert, und Maria 1.0, die sich konservativ positioniert, stehen für die Konflikte innerhalb der katholischen Kirche.
Die Kirche selbst hat keine einheitliche Stimme mehr, und die gesellschaftliche Resonanz nimmt ab. Während die regelmäßigen Sonntagsgottesdienste an Bedeutung verlieren, gewinnen kirchliche Events wie Katholikentage an Relevanz. Die Zukunft der Kirche wird stark davon abhängen, wie die Kirchenleitung die Pluralität innerhalb ihrer Gemeinschaft akzeptiert und gestaltet.