Fulda

Heinrich Manns „Professor Unrat“: Vom Lehrer zum gesellschaftlichen Ausgestoßenen

Heinrich Mann, ein bedeutender deutscher Schriftsteller, wird oft hinter seinem Bruder Thomas Mann wahrgenommen. Während Thomas Mann als Nobelpreisträger gilt, beklagte sich Heinrich Mann zeitlebens über Missachtung und fühlte sich nicht gemocht. Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern war komplex, geprägt von Streit, Konkurrenz, aber auch Versöhnung. Heinrich Mann war ein überzeugter Demokrat, der den Ersten Weltkrieg kritisierte und sozialistisch orientiert war, während Thomas Mann anfänglich deutschnationale Positionen vertrat und später bürgerliche Ansichten annahm.

Sein berühmtester Roman, „Professor Unrat“, erschien 1904 und wurde von der Stadt Lübeck verboten. Trotz des Verbots erlangte diese Geschichte internationale Bekanntheit, insbesondere durch die Verfilmung „Der blaue Engel“. Der Roman handelt von der Hauptfigur, dem Gymnasiallehrer Raat, der verwitwet ist und seinen Sohn verstoßen hat. Raat trägt den Spitznamen „Unrat“, den ihn seine Schüler hinter seinem Rücken geben, und sieht die Welt als feindlich an.

Die düstere Welt von Professor Raat

Im Schulalltag besteht Raats Hauptinteresse darin, seine Schüler zu bestrafen, indem er ihnen unlösbare Aufgaben stellt. Er lebt allein und zurückgezogen, während sein Sohn viermal bei Prüfungen durchfiel und er sich von ihm losgesagt hat. Obwohl Raat als Lehrer eine Legende ist, sieht er seine Schüler als Feinde. Ein besonderer Gegenspieler für Raat ist der 17-jährige Sohn des Konsuls Lohmann, der intelligent ist und Raat gezielt provoziert.

Raat verliebt sich in Rosa Fröhlich, eine Barfußtänzerin, die im Vergnügungslokal „Der blaue Engel“ auftritt. Nachdem Raat mehrere Missgeschicke im Lokal hatte, wird er von seinen Schülern entdeckt. Er wird von Rosa umgarnt und erfüllt ihr viele Wünsche, während er seiner Wirtschafterin und dem Direktor gegenüber die Beschwerden ignoriert. Raat verteidigt Rosa öffentlich, als sie beschuldigt wird, ein Hünengrab verwüstet zu haben, was schließlich zu seiner Entlassung aus dem Schuldienst führt.

Nach der Hochzeit mit Rosa verbringt das Paar einige Zeit in einem Seebad, jedoch führt eine finanzielle Ruinierung Raats nach zwei Jahren Ehe dazu, dass er Griechisch unterrichtet. Dieser Unterricht verwandelt sich in Trinkgelage, in denen Raat sich an seinen ehemaligen Schülern rächt. Lohmann tritt erneut in Raats Leben, und als Rosa ihn in ihre Wohnung einlädt, kommt es zu eifersüchtigen Auseinandersetzungen zwischen Raat und Lohmann. In einem Anfall von Eifersucht versucht Raat, Rosa zu würgen, nachdem sie ein Gedicht von Lohmann gesungen hat. Schließlich flieht er nach einem Diebstahl und wird zusammen mit Rosa verhaftet, während die Bürger Hohn und Spott für Raat übrig haben.