
Forschende der Universität Kassel haben ein neues Projekt ins Leben gerufen, das sich mit der Untersuchung kolonialer Jagdtrophäen im Naturkundemuseum Kassel beschäftigt. Ziel des Projektes ist es, die Entstehung dieser Trophäen zu klären und einen Leitfaden zu entwickeln, der Museen den Umgang mit solchen Objekten erleichtert. Im Depot des Naturkundemuseums sind zahlreiche Schädel und Geweihe gelagert, von denen einige beschriftet sind, während andere keine Informationen zur Herkunft aufweisen.
Leiter des Projektes „Zwischen Ratlosigkeit, Triumph und Scham“ ist Historiker Maximilian Preuss. Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren und konzentriert sich auf die Nachlässe von Jägern aus der Kolonialzeit sowie die damit verbundenen Unrechtskontexte. Die Forschenden arbeiten eng mit regionalen und afrikanischen Partnern, insbesondere aus Äthiopien, zusammen. Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert. Zu den weiteren Kooperationspartnern zählen das Archiv der deutschen Jugendbewegung, das Landesmuseum Hannover und der Museumsverband Hessen.
Untersuchung und Aufarbeitung kolonialer Praktiken
Die Trophäen, die im Naturkundemuseum Kassel aufbewahrt werden, stammen aus der Sammlung Rabe von Pappenheim, die während kolonialer Jagden angelegt wurde. Viele Informationen über diese Trophäen gingen im Zweiten Weltkrieg verloren, als das Museum 1943 fast vollständig abbrannte. Museumsdirektor Kai Füldner hofft auf Erkenntnisse über die Jagdmethoden und die Gründe für die Jagd. Es wird jedoch betont, dass das Projekt nicht mit dem Thema Restitution verbunden ist, da es bislang keine Rückforderungen von afrikanischen Staaten gibt.
Die Projektleiterin Marion Hulverscheidt hebt die Wichtigkeit hervor, wie Museen mit Objekten umgehen sollten, die ihnen nicht im Eigentum gehören. Der geplante Leitfaden soll dazu beitragen, die Trophäen besser einzuordnen und das Bewusstsein der Besucher zu schärfen. Preuss äußert die Hoffnung, dass Museen künftig koloniale Jagdtrophäen besser präsentieren können, auch wenn das Projekt möglicherweise zu emotionalen Reaktionen führen könnte. Er erwartet jedoch weniger Aufregung als bei der Diskussion über die heutige Jagd in Deutschland.
Zusätzlich untersucht das Forschungsteam, welche Jagdorte und Arbeitsbedingungen herrschten und wie die Entlohnung sowie die Ressourcenverwertung während des Kolonialismus gestaltet waren. Projektmitarbeiterin Linda-Josephine Knop erläutert die Verbindung zwischen Jagd, Ressourcenausbeutung und kolonialer Landnahme. Der Fokus liegt dabei auf der Aufarbeitung des deutschen und europäischen Kolonialismus durch die Analyse tierlicher Objekte wie Geweihe, Gehörne und Felle, die häufig in deutschen Museen vorhanden, aber selten ausgestellt werden.
Im Rahmen des Projekts sind auch öffentliche Tagungen und Vorträge geplant, mit einer ersten Lesung am 13. März 2025. Das Projekt ist eine Fortführung eines früheren Vorhabens mit dem Titel „Was bleibt, sind Holz und Knochen“, welches in Kooperation mit dem DITSL durchgeführt wurde.
Weitere Informationen finden sich in den Berichten von hessenschau.de und presseportal.de.