EuropaKassel

Spannung bei Daimler Truck: Einsparungen und Zukunft der Jobs in Kassel

Die aktuelle Lage bei Daimler Truck sorgt für Besorgnis unter den Beschäftigten. Am 7. Februar 2025 fand eine Betriebsversammlung des Daimler-Truck-Werks in Kassel statt, an der 1600 Teilnehmer teilnahmen. Vor der Versammlung war die Anspannung unter den rund 3000 Beschäftigten spürbar, insbesondere da Daimler plant, bis 2030 Einsparungen von einer Milliarde Euro zu realisieren, hauptsächlich in Europa.

Der Betriebsratsvorsitzende Jörg Lorz äußerte seine Enttäuschung über die ausbleibenden konkreten Informationen zu den geplanten Sparmaßnahmen. Sowohl die Werkleitung als auch der Konzern gaben keine Details zu dem Sparprogramm bekannt. Diese Unsicherheit ist nicht isoliert: Ähnliche Situationen haben sich zuvor an anderen Standorten wie Leinfelden, Wörth, Gaggenau und Mannheim ereignet.

Einsparungen und Betriebsversammlungen

Die Versammlung in Leinfelden wurde sogar abgebrochen, da der Vorstand Fragen der Beschäftigten nicht ausreichend beantwortete. In Kassel zeigte sich eine emotionale Stimmung – jedoch blieb es ohne Eskalation. Die Sorgen der Mitarbeiter richten sich insbesondere auf die „Zusi“-Vereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2029 ausschließt. Zwar kann „Zusi“ nicht gekündigt werden, doch eine Neuverhandlung ist möglich, sofern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern.

Das Sparprogramm zielt darauf ab, die Umsatzrendite von derzeit 8% auf 15% zu erhöhen, was von Experten als Hinweis auf einen möglichen Personalabbau interpretiert wird. Der Vorstand begründet die Maßnahmen mit der Konkurrenz aus China und dem notwendigen Investitionsbedarf. Der Betriebsrat hingegen fordert eine Erhöhung der Wertschöpfung und Fertigungstiefe an den Standorten. Erfreuliche Neuigkeiten kamen jedoch von Amazon, das 200 schwere Elektro-Lkw (e-Actros 600) bestellt hat, was zur Auslastung des Kasseler Werks beiträgt. Kassel wird hierbei die E-Achse für die Elektro-Lkw fertigen.

Parallel zu den Entwicklungen in Kassel fanden auch in anderen Standorten Betriebsversammlungen statt, ohne dass nähere Details zu den Einsparungen genannt wurden. In Stuttgart zum Beispiel wurde die Sitzung vom Betriebsrat unterbrochen, ein bisher einmaliger Vorfall in der vierjährigen Geschichte von Daimler Truck. Mitarbeiter äußerten auch hier Enttäuschung über die unzureichenden Informationen zu den Sparmaßnahmen.

Ein Sprecher von Daimler Truck teilte mit, dass die gesamte Belegschaft und die damit verbundenen Strukturen auf dem Prüfstand stehen. Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht wies darauf hin, dass bis 2030 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen bleiben, fordert jedoch von der Geschäftsleitung eine zügige Konkretisierung der Sparpläne. Daimler Truck hat verzeichnet, dass das Europageschäft in den ersten neun Monaten 2024 deutliche Einbußen erlitt, während die Geschäfte im Busbereich und in Nordamerika stabil geblieben sind. Weitere Informationsveranstaltungen für die Beschäftigten sind geplant.