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Horst Köhler: Politikerlegende stirbt im Alter von 81 Jahren

Horst Köhler, ehemaliger Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, ist am 1. Februar 2025 im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Köhler war eine bedeutende Figur in der deutschen Politik und der erste Bundespräsident, der kein Parteipolitiker war. Geboren 1943 im heutigen Polen, flüchtete er mit seiner Familie über die damalige DDR nach Backnang, in ein Flüchtlingslager, bevor sie in Ludwigsburg neu begannen.

Nach dem Abitur am Mörike-Gymnasium in 1963 und einer Promotion in Tübingen am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung bekleidete Köhler verschiedene wichtige Positionen. Dazu gehörten unter anderem der Staatssekretär unter Bundesfinanzminister Theo Waigel, der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), sowie der Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Im Jahr 2004 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt und trat 2010 überraschend zurück, nachdem er in einem Radiointerview eine umstrittene Begründung für Einsätze der Bundeswehr gegeben hatte.

Reaktionen auf das Ableben

Die Nachricht von Köhlers Tod löste in der politischen Landschaft Trauer und Anteilnahme aus. Ministerpräsident Winfried Kretschmann würdigte Köhlers Engagement für Afrika und den Klimaschutz. In Ludwigsburg, wo er und seine Frau als Ehrenbürger geehrt wurden, äußerte Oberbürgermeister Matthias Knecht, Köhler werde in der Geschichte der Stadt einen Ehrenplatz einnehmen. Auch in Backnang, wo er 1953 in einem Flüchtlingslager lebte, wird seiner gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Köhler in einem Kondolenzschreiben als „Glücksfall für unser Land“.

Sein Rücktritt als Bundespräsident am 31. Mai 2010 wurde während einer Pressekonferenz am Schloss Bellevue verkündet. Ein umstrittener Satz aus einem Interview im Deutschlandfunk, in dem Köhler die Notwendigkeit militärischer Einsätze zur Wahrung wirtschaftlicher Interessen betonte, löste einen Sturm der Entrüstung aus, insbesondere von Politikern der Grünen. Kritiker warfen ihm eine „Kanonenbootpolitik“ vor, was zu intensiven Diskussionen über die Rolle der Bundeswehr führte. Trotz Versuchen von Kanzlerin Angela Merkel, ihn von seinem Rücktritt abzubringen, blieb Köhler bei seiner Entscheidung, die er später als notwendig erachtete, um Schaden von seinem Amt abzuwenden.

Köhler äußerte in einem Interview im Jahr 2011, dass die Angriffe auf ihn „ungeheuerlich“ waren und er den Eindruck hatte, dass Kritiker sein Amt parteipolitisch instrumentalisieren wollten. In seinen Ausführungen betonte er, dass er sich niemals in das Amt drängen lassen wollte und seine Entscheidung von Pflichtgefühl geprägt war.