
Am 3. Mai 2025 fand beim Kirchentag in Hannover die Veranstaltung „Rotes Sofa“ statt. Dabei sprachen prominente Glaubenspersönlichkeiten, Politiker, Aktivisten und Künstler, unter anderem Maja Beckmann, Judy Baley, Rüdiger Schuch, Anna-Nicole Heinrich und Dagmar Pruin. Medienpartner der Veranstaltung war evangelisch.de.
Friedrich Kramer, der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), thematisierte in seinem Vortrag die drängenden Fragen zu Krieg und Frieden. Er machte deutlich, dass Christen nicht mit gutem Gewissen Atomwaffen unterstützen können und äußerte sein Bedauern über das Nicht-Annehmen einer Resolution zum UN-Vertrag für ein Verbot von Atomwaffen auf dem Kirchentag. Des Weiteren erkannte er die Legitimität der Verteidigung der Ukraine an, kritisierte jedoch die deutschen Waffenlieferungen. Kramer warnte, dass je länger ein Krieg dauert, desto schwieriger es werde, ihn zu beenden, und betonte die Verantwortung Deutschlands als größter Waffenlieferant.
Friedensethik und unterschiedliche Positionen
Die EKD befindet sich seit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 in einer intensiven Diskussion über eine gemeinsame Position zu Waffenlieferungen. Dabei gibt es innerhalb der Kirche unterschiedliche Auffassungen. Margot Käßmann, Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, ist eine prominente Stimme des Pazifismus und war eine der Erstunterzeichnerinnen des „Manifestes für den Frieden“. Dieses fordert ein Ende der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine und setzt auf vorbehaltlose Verhandlungen. Käßmann verteidigte ihre Unterschrift trotz Kritik und unterstrich die Bedeutung von Mediation und gewaltfreier Konfliktbewältigung.
Die EKD plant eine Revision ihrer Friedensdenkschrift von 2007, um auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren. Innerhalb der EKD wird jedoch auch die Position vertreten, dass Waffenlieferungen legitim sind, was insbesondere von der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus unterstützt wird. Sie sieht das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine als unbestreitbar an. Kritiker, wie der Theologe Ulrich Körtner, fordern hingegen eine Überprüfung der evangelischen Friedensethik, insbesondere in Hinblick auf die Überbewertung des Völkerrechts und die Anpassung an geopolitische Realitäten.