Lüneburgs Polizeilegende Christof Vietgen: 48 Jahre im Dienst für die Stadt
In Lüneburg verabschiedet sich die Polizei von einem ihrer herausragendsten Beamten: Christof Vietgen, der nach 48 Jahren im Dienst Ende November in den Ruhestand geht. „Der Schutzengel hat sehr viele Überstunden machen müssen“, sagt der 64-Jährige, der als Leiter des Einsatz- und Streifendienstes in der Polizeiinspektion Lüneburg tätig war. In einem bewegenden Pressegespräch blickte Vietgen auf seine beeindruckende Karriere zurück, die mit einem schockierenden Erlebnis begann: „Mit 16 bin ich zur Polizei, und nach zwei Tagen hatte ich meine erste Leiche“, erinnert er sich. Diese tragischen Erlebnisse prägten seine Laufbahn, die von unzähligen Einsätzen, Unfällen und Herausforderungen geprägt war, wie auch die Landeszeitung berichtete.
Vietgen, der den höchsten Dienstgrad im gehobenen Polizeivollzugsdienst in Niedersachsen erreicht hat, war stets ein Streifenpolizist aus Überzeugung. „Karriere machen – das war nie mein Ding“, betont er. Trotz seiner Verantwortung als Einsatzleiter zog es ihn immer wieder auf die Straße, wo er sich auch als Sozialarbeiter einen Namen machte. „Ich bin eingestiegen mit der Maßnahme, den Menschen aus dieser Szene mit Sozialarbeit zu helfen“, erklärt er und spricht über die Herausforderungen, die die Trinkerszene in Lüneburg mit sich brachte. „Die Gesellschaft hat sich verändert“, sagt er, und verweist auf die Notwendigkeit von mehr Wohnraum und Therapieplätzen.
Ein Leben für die Polizei
Die letzten Jahre waren geprägt von einem stetigen Anstieg der Einsatzzahlen. „Wir haben in der Stadt über 22.000 Einsätze pro Jahr, dazu 20.000 Anzeigen und 7000 Unfälle“, berichtet Vietgen. Trotz dieser Zahlen bleibt er optimistisch: „Hier ist das Leben relativ normal – aber natürlich ist die gefühlte Lage immer eine andere.“ Die Wahrnehmung der Polizeiarbeit hat sich jedoch gewandelt, wie er feststellt. „Die sozialen Medien verbreiten viel Aufregung, aber wenig Sachkenntnis“, erklärt er und betont, dass die Polizei nicht politisch ist, sondern für den Rechtsstaat steht.
Vietgen hat auch die Herausforderungen erlebt, die mit dem Umgang mit Vorwürfen von Rassismus und der Integration von Migranten verbunden sind. „Die Hautfarbe spielt für uns keine Rolle, nur das Auftreten uns gegenüber“, betont er und beschreibt die Komplexität der heutigen Polizeiarbeit. „Die Kollegen sind in den Einsätzen sehr sachlich und geduldig. Sie lassen sich sehr viel gefallen, bevor sie polizeiliche Maßnahmen ergreifen“, fügt er hinzu.
Ein Abschied mit Anerkennung
Sein Abschied von der Wache Auf der Hude wird von seinen Kollegen als großer Verlust empfunden. „Eine große Lücke bleibt“, sagen sie, und zur Ehrung wurde ihm ein eigener Stern vor dem Personaleingang gesetzt, eine Geste, die an Hollywood erinnert. „Wenn ich wiedergeboren werde, dann werde ich wieder Polizist“, sagt Vietgen, der sich nun auf seine Familie und ehrenamtliche Tätigkeiten konzentrieren möchte, wie Lüneburg Aktuell berichtet.
Christof Vietgen hinterlässt nicht nur einen bleibenden Eindruck in der Polizeiarbeit, sondern auch in der Gemeinschaft von Lüneburg. Sein Engagement für soziale Belange und die Sicherheit der Bürger wird in der Stadt lange in Erinnerung bleiben. „Die Polizei kann nicht permanent präsent sein“, sagt er und hofft auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern, um die Herausforderungen der Stadt zu bewältigen. Ein Abschied, der nicht nur das Ende einer Ära markiert, sondern auch einen Aufruf zur Weiterentwicklung der Polizeiarbeit in Lüneburg darstellt.