Greifswald

Flüchtlingsunterbringung in Vorpommern-Greifswald: Entspannung oder Krise?

Die Flüchtlingssituation im Kreis Vorpommern-Greifswald zeigt derzeit eine Entspannung. Im Jahr 2024 wurden bislang 801 Flüchtlinge aufgenommen, während im Vorjahr 1251 Personen registriert wurden. Aktuell leben insgesamt 6234 Flüchtlinge im Landkreis, darunter Asylbewerber, Personen mit Aufenthaltstitel und ukrainische Geflüchtete.

Die Zuweisungszahlen sind gegenwärtig niedrig, allerdings könnte es im Februar und März 2024 wieder zu einer Zunahme kommen, wie vergangene Trends andeuten. Zum Jahreswechsel hat die Kreisverwaltung eine Unterbringungsmöglichkeit aufgegeben: Das Dormero-Hotel am Gorzberg, welches bis zu 66 Flüchtlinge beherbergte, wurde zum 31. Dezember 2023 geschlossen. Hingegen bleibt das ehemalige Europa-Hotel in der Anklamer Straße als Gemeinschaftsunterkunft erhalten, obwohl es nach einem Brand im Juni 2024 unbewohnbar ist. Die Sanierungsarbeiten für das Europa-Hotel haben bislang nicht begonnen und die Kosten sind nicht bekannt, da der Kreis nicht Eigentümer des Gebäudes ist. Der Brand verursachte einen Sachschaden von über 20.000 Euro, während eine 31-Jährige wegen fahrlässiger Brandstiftung angeklagt wird, wie die Ostsee-Zeitung berichtete.

Aufnahmekapazitäten und steigende Asylanträge

Trotz der aktuellen Entspannung fühlt sich Michael Sack, CDU-Landrat in Vorpommern-Greifswald, vom Bund alleingelassen und vermisst echte Unterstützungsangebote. Der Landkreis stößt an seine Aufnahmekapazitäten, da viele Einrichtungen voll belegt sind. Von den 2.323 verfügbaren Plätzen für Asylbewerber sind aktuell etwa 1.883 belegt, was einer Belegung von ca. 93 Prozent entspricht.

Im Jahr 2023 wurden 806 Asylbewerber im Landkreis registriert, was eine Steigerung von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Insgesamt wurden in Deutschland rund 330.000 Asylanträge gestellt, was einem Anstieg von 50 Prozent gegenüber 2022 entspricht. In Mecklenburg-Vorpommern gab es etwa 6.150 Asylanträge, was einer Zunahme von 42 Prozent entspricht. Die Hauptherkunftsländer der Flüchtlinge sind Syrien, die Türkei und Afghanistan, während Flüchtlinge aus der Ukraine einen Sonderstatus genießen. Um die Situation zu verbessern, plant der Landkreis, keine Turnhallen mehr für die Unterbringung zu nutzen, sondern Wohnungen oder alternative Modelle bereitstellen. Dazu wurde kürzlich eine ganze Etage eines Hotels in Greifswald für Flüchtlinge gemietet. Sack dankt Wohnungsgenossenschaften und privaten Vermietern für ihre Angebote. Ein neues Bezahlsystem wird eingeführt, um Asylbewerbern Bargeld über eine Karte zur Verfügung zu stellen, um Missbrauch zu verhindern. Der Start des Systems ist für Februar vorgesehen, die Einführung könnte gegen Ende des Jahres erfolgen, wie der Nordkurier berichtete.