
In Schwerin wird am 16. April 2025 um 15 Uhr ein neuer Stadtrundgang zur Präsentation des jüdischen Lebens in der lokalen Geschichte beginnen. Die Veranstaltung wird von der Stiftung Mecklenburg organisiert und thematisiert die bedeutende Rolle jüdischer Kaufmannsfamilien im Textil-, Tabak-, Getreide- und Einzelhandel. Der Rundgang startet am Schlachtermarkt und wird sich auch mit der Verfolgung und Ermordung von Juden während des Nationalsozialismus befassen. Die Tour dauert etwa 70 Minuten und die Teilnahme kostet 7 Euro. Interessierte müssen sich per E-Mail an [email protected] anmelden, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Weitere Termine sind ebenfalls geplant, darunter der 14. Juni und der 9. November, jeweils um 15 Uhr, sowie der 11. Mai, 20. Juli und 21. September, jeweils um 11 Uhr.
Historisch gesehen hat Schwerin eine prägende jüdische Gemeinschaft, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Die erste urkundliche Erwähnung jüdischer Händler in der Stadt stammt aus dem Jahr 1324. Die jüdische Gemeinde spielte über die Jahrhunderte hinweg eine wichtige Rolle in der Stadt, musste jedoch nach der Judenverbrennung 1492 für zwei Jahrhunderte ihren Einfluss niederlegen. Die erste Synagoge der Gemeinde wurde 1773 eingeweiht, und die Gemeinde erlebte über die Jahre Höhen und Tiefen, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus, als die Lebensbedingungen für Juden stark eingeschränkt wurden.
Jüdisches Leben in Schwerin
Die jüdische Gemeinde Schwerin hat heute etwa 650 Mitglieder. Der Zuzug von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion ab 1990 gab der Gemeinde neue Impulse. Die Entwicklung des jüdischen Lebens in Schwerin ist von zahlreichen historischen Ereignissen geprägt. So lebten 1794 bereits 284 Juden in der Stadt, und nach dem Erhalt des Bürgerrechts im Jahr 1849 konnten die jüdischen Bewohner ihren gesellschaftlichen Einfluss wieder ausbauen. Dennoch erlebte die Gemeinde in den 1930er Jahren Licht und Schatten, darunter die Pogromnacht am 9. November 1938, die zur Zerstörung der Synagoge und jüdischer Geschäfte führte, sowie die Deportation der verbliebenen Juden nach Auschwitz im Jahr 1942.
Die jüdische Gemeinschaft in Schwerin hat trotz der enormen Verluste im Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit eine Rückkehr zur religiösen Praxis gefunden, insbesondere nach der Wiederbelebung der Jüdischen Landesgemeinde Mecklenburg im Jahr 1946. Der Neubau der dritten Synagoge wurde 2008 eingeweiht, und die Mitgliederzahl wuchs nach 1989 von 8 auf über 1000 im Jahr 2002, bevor sie auf etwa 650 im Jahr 2020 zurückging.
Für detaillierte Informationen über die jüdische Gemeinde ist der Artikel auf Wikipedia eine wertvolle Quelle.