
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum stellt ein erhebliches Problem in Potsdam sowie in Deutschland insgesamt dar. Bert Nicke, Geschäftsführer der städtischen Immobilienholding Pro Potsdam, fordert im Zusammenhang mit den anhaltend hohen Mieten mehr politische Aufmerksamkeit für das Thema. „Normale Einkommensgruppen haben Schwierigkeiten, Wohnraum zu finden“, betont er. Die aktuellen hohen Zinsen und Baukosten haben seit 2022 dazu geführt, dass die Neubau-Mieten auf etwa 25 Euro pro Quadratmeter gestiegen sind. Gleichzeitig ist die Zahl genehmigter Wohnungsbauprojekte rückläufig. Pro Potsdam sieht sich gezwungen, dringend benötigte Bauvorhaben zu verschieben.
Aktuell betragen die Bau- und Grundstückskosten in der Region 5000 Euro pro Quadratmeter, und rund 84 Prozent der Wohnungsbaukosten werden durch Kredite finanziert. Bei einem Zinssatz von 3,5 Prozent ergeben sich über 20 Jahre Zinskosten von 12,25 Euro pro Quadratmeter, was die Nettokaltmieten auf fast 25 Euro pro Quadratmeter steigen lässt. Nicke schlägt vor, dass Land und Bund zinsgünstige Darlehen in Milliardenhöhe zur Verfügung stellen sollten. Mit einem Zinssatz von 1 Prozent könnten die Mieten auf 16 Euro pro Quadratmeter gesenkt werden, was für eine 60 Quadratmeter große Wohnung 960 Euro plus Nebenkosten bedeuten würde.
Politische Reaktionen und Initiativen
Nicke fordert ein Investitionspaket für die Mittelschicht, um den Bau von bezahlbarem Wohnraum zu fördern. Mit einer Milliarde Euro könnten etwa 4000 Wohnungen errichtet werden. Laut seinen Berechnungen würde die Zinshilfe den Staat über 20 Jahre 368 Millionen Euro kosten, dennoch könnten Umsatzsteuereinnahmen in Höhe von 190 Millionen Euro generiert werden. Unterstützung erhält Nicke von Christian Gebhardt vom GdW, der seinen Vorschlag zur Zinssubvention befürwortet. Das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung in Brandenburg hingegen lehnt den Vorschlag ab, da die Kassen leer seien und stattdessen die Erhöhung der Mittel für soziale Wohnraumförderung als zielführender erachtet wird.
Die brandenburgische Wirtschaftsministerin befürwortet ein Konjunkturprogramm zur Verbesserung der Bau- und Immobilienbranche, ist jedoch reserviert bezüglich der Miethöhen. Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren in den Bau von bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnungen investiert und investiert weiterhin stark in Programme, die sich mit der Schaffung von Wohnraum befassen, wie das Programm „Klimafreundlicher Neubau“, das seit März 2023 etwa 83.000 geförderte Wohneinheiten hervorgebracht und 1,3 Millionen Tonnen CO2 eingespart hat. Bis Ende 2023 stehen hierfür rund 762 Millionen Euro für zinsgünstige Darlehen zur Verfügung.
Für bezahlbare, klimafreundliche Wohnungen im Niedrigpreissegment wird ab Oktober 2024 ein Förderprogramm mit einem Budget von 350 Millionen Euro für 2023 initiiert, das bis 2025 auf insgesamt 2 Milliarden Euro aufgestockt werden soll. Zudem wird die soziale Wohnungsbau-Förderung bis 2028 von 18 auf über 20 Milliarden Euro erhöht.
Um die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt zu meistern, ist es entscheidend, die politischen Prioritäten in Bezug auf den Wohnungsbau zu überdenken. Während die Forderungen nach Zinssubventionen für den Wohnungsbau lauter werden, bleibt abzuwarten, wie die notwendigen politischen Entscheidungen getroffen werden, um den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.