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Neuer Aufschwung für Reichsbürger: Königreich Deutschland mobilisiert in Bayern!

In Bayern rückt die rechtsextreme Reichsbürger-Gruppe „Königreich Deutschland“ erneut ins Blickfeld. Ein Mann, der in einem dunkelblauen Hemd mit goldenem Wappen und der Aufschrift „Königreich Deutschland“ auftrat, kündigte ein System-Ausstiegsseminar für den 20. und 21. Januar an. Dieses Seminar findet im Kontext von geplanten Treffen in Roth und Erding statt, die darauf abzielen, neue Mitglieder und Spenden zu gewinnen sowie die Vernetzung der Gruppe zu fördern. Die Verfassungsschutzbehörde in Bayern berichtet von einem Anstieg an „realweltlichen Aktivitäten“ der Gruppe in den letzten Jahren.

Im Januar 2022 war eine ähnliche Veranstaltung in Roth vorgesehen, während im Juni desselben Jahres ein Treffen in Erding stattfand. Laut dem bayerischen Verfassungsschutz nahmen an diesen Veranstaltungen „im hohen zweistelligen Bereich“ Interessierte teil. Allerdings wurde festgestellt, dass die Aktivitäten der „Königreich Deutschland“ in den ersten Monaten des aktuellen Jahres deutlich zurückgegangen sind. Aktuelle Seminare oder Vernetzungstreffen wurden bisher nicht mehr registriert.

Mitgliederstruktur und Ideologie

Der Sitz der Gruppierung „Königreich Deutschland“ befindet sich in Sachsen-Anhalt, jedoch ist sie deutschlandweit aktiv. In Bayern wird die Mitgliederzahl der Gruppe auf etwa 220 geschätzt, wodurch sie zur größten Reichsbürgergruppierung im Freistaat wird. Neben dieser Gruppe existieren zwei weitere namentlich genannte Vereinigungen: der „Vaterländische Hilfsdienst“ mit rund 80 Mitgliedern und „Indigenes Volk Germaniten“ mit 70 Mitgliedern. Insgesamt gibt es in Bayern circa 5.400 Reichsbürger und Selbstverwalter, die meisten von ihnen agieren als Einzelpersonen. Etwa 500 Personen gehören zum harten Kern der Szene, wobei ebenso viele als „gewaltorientiert“ eingestuft werden, insbesondere im Hinblick auf Konflikte mit Polizei und Behörden.

Die Reichsbürger- und Selbstverwalterszene zeigt eine überdurchschnittliche Präsenz in den Regierungsbezirken Unterfranken, Mittelfranken und Oberbayern. Die Mitglieder dieser Szene lehnen die Bundesrepublik Deutschland sowie ihr Rechtssystem ab und stützen sich auf „verschwörungstheoretische Argumentationsmuster“. Die Gruppe „Königreich Deutschland“ verfolgt das Ziel, einen eigenen „Gemeinwohlstaat“ zu etablieren, welcher ein eigenes Oberhaupt, eine eigene Verfassung und eine eigene „Königliche Reichsbank“ umfasst, wie auch bei [verfassungsschutz.de](https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/reichsbuerger-und-selbstverwalter/reichsbuerger-staatssimulation.html) ausführlich beschrieben wird.

Der Fantasiestaat „Königreich Deutschland“ wurde am 16. September 2012 in Wittenberg ausgerufen, dessen Gründer sich selbst als „Obersten Souverän“ ernannte und eine eigene „Verfassung“ präsentierte. Diese dokumentiert über 70 Seiten zu Grund- und staatsbürgerlichen Rechten und beschreibt das KRD als „konstitutionelle Wahlmonarchie“. Besonders auffällig ist die Ideologie des KRD, die auch antisemitische Konnotationen beinhaltet und sich gegen die Bundesrepublik Deutschland als Gegenentwurf positioniert. Laut [br.de](https://www.br.de/nachrichten/bayern/was-das-koenigreich-deutschland-in-bayern-vorhatte,Ul5LHet) hat das KRD derzeit über 6.000 Mitglieder, von denen rund 800 als „Staatsvolk“ eingestuft sind.