
Immer mehr Geistliche nutzen soziale Medien, um Einblicke in ihren Alltag zu geben. Insbesondere Nonnen und Pastoren aus Niedersachsen zeigen persönliche Einblicke auf Plattformen wie TikTok und Instagram. Postulantin Melanie und Schwester Josefine gewähren ihren Followern Einblicke in ihr Leben als Benediktinerinnen im Kloster und ihre Beiträge erreichen teils Millionen Aufrufe. Pastorin Ina Jäckel aus Leer nutzt Instagram, um mit Vorurteilen aufzuräumen und ihren Alltag als Pastorin zu teilen. Pastor Quinton Ceasar hat über 37.000 Follower auf Instagram, was mehr ist als der Account der Evangelischen Kirche Deutschland mit ungefähr 32.000. Ceasar reagiert in seinen Kurzvideos auf soziale und politische Themen und wurde besonders aktiv auf Social Media nach der Ermordung von George Floyd.
Aktivitäten und Trends in der Kirche
Die evangelische Kirche in Niedersachsen hat von 2013 bis 2023 über 10% ihrer Mitglieder verloren. Derzeit sind weniger als 15% der Bevölkerung in Niedersachsen katholisch. Angesichts dieser Entwicklungen betreuen die niedersächsischen Landeskirchen und Bistümer aktiv Social-Media-Kanäle. Die Landeskirche Hannover unterstützt ein Projekt mit 400.000 Euro, um Pastoren und Diakone in Social Media zu fördern. Professorin Hanna Klimpe beobachtet, dass personalisierte Accounts in sozialen Medien besser funktionieren als institutionelle. Es gibt jedoch keine Untersuchungen darüber, ob Social Media die Kirchenmitgliedschaft erhöht. Ein Risiko der Nutzung von Social Media ist die Verkürzung und mögliche Verzerrung religiöser Inhalte.
Urs von Wulfen, ein kirchlicher Social-Media-Experte, beobachtet ergänzend, dass es wenig Hass im Netz bezüglich Nonnen gibt. Positive Kommentare dominieren die Videos über das Klosterleben, wie katholisch.de berichtete. Das Bistum Osnabrück, dessen Social-Media-Aktivitäten von von Wulfen geleitet werden, veröffentlicht regelmäßig Videos aus dem Klosteralltag der Osnabrücker Benediktinerinnen auf TikTok. Drei der letzten Videos erreichten in kurzer Zeit über eine Million Aufrufe. Die Videos nehmen aktuelle TikTok-Trends humorvoll auf und führen dazu, dass Nutzer Fragen zum Klosterleben stellen, die von den Nonnen auf TikTok beantwortet werden. Von Wulfen erklärt, dass viele Leute nicht erwarten, dass Nonnen solche Inhalte erstellen, was das Klosterleben für viele als faszinierend und provokant wahrnehmbar macht.
Für die kirchliche Ansprache über Social Media ergeben sich damit neue Perspektiven und Möglichkeiten, die das Interesse an religiösen Themen möglicherweise neu beleben könnten.