
In Niedersachsen fordern die Landesjägerschaft und das Landvolk feste Jagdzeiten sowie Abschussquoten für Wölfe. Diese Forderungen stoßen jedoch auf kritische Stimmen von Umweltschützern, die sie als populistische Stimmungsmache werten. Antje Oldenburg, Sprecherin des Nabu, bezeichnet die Behauptung, dass Wolfsbestände reguliert werden müssten, als „völligen Unfug“. Sie argumentiert, dass die Jagd kein effektives Mittel zur Minimierung von Nutztierrissen sei und plädiert für einen funktionierenden Herdenschutz als langfristige Lösung zum Schutz von Nutztieren. Lamin Neffati, ebenfalls Nabu-Sprecher, unterstützt diese Auffassung und hebt die Notwendigkeit eines effektiven Herdenschutzes hervor.
In diesem Jahr wurden in Niedersachsen bislang 64 nachgewiesene Wolfsangriffe auf Nutztiere registriert, wobei rund 70 Prozent der angegriffenen Tiere unzureichend vor Wölfen geschützt waren. Insgesamt gerieten 169 Nutztiere, hauptsächlich Schafe, in die Fänge der Raubtiere. Hendrik Spiess, Sprecher des Vereins Freundeskreis freilebender Wölfe, hält die Forderungen nach Abschüssen für populistisch und betont, dass der Verein bereits erfolgreich gegen Abschussgenehmigungen für Wölfe geklagt hat und dies auch weiterhin tun will, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet.
Herdenschutz als Lösung
Parallel zu den Ereignissen in Niedersachsen gibt es Berichte, die Zweifel an der Wirksamkeit von Herdenschutzmaßnahmen aufwerfen. In der Surselva-Region in Graubünden kommt es vermehrt zu Wolfsrissen, was den Eindruck erweckt, dass Herdenschutz allein versagt. So wurden beispielsweise Schafe in ungeschützten Herden gerissen, während panische Mutterkühe Touristen gefährdeten. Die mangelhafte Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen wird als Hauptursache für die Risse identifiziert. Eine 500-köpfige Schafherde war tagsüber gut geschützt, wies jedoch nachts aufgrund einer unzureichenden Einzäunung Schäden auf, was zur Tötung von 18 Schafen führte. Nach der Installation eines Nachtzauns blieben weitere Schäden aus. Effektive Herdenschutzmaßnahmen erfordern die korrekte Aufstellung von Zäunen und geeignete Bedingungen für Herdenschutzhunde, wie naturschutz.ch hervorhebt.
In der Schweiz stieg seit 1995 die Anzahl der Wölfe, während die Zahl der Risse konstant bei etwa 200 bis 500 pro Jahr bleibt. Statistiken zeigen, dass pro Wolf heute weniger Nutztiere gerissen werden als vor 20 Jahren. Ein neues Jagdgesetz erlaubt die Regulierung von Wolfsrudeln, bevor Schäden entstehen, was als problematisch angesehen wird, da nicht stets Herdenschutzmaßnahmen zuvor umgesetzt werden müssen. Dieses Vorgehen könnte zu einem jährlichen Abschuss von Jungtieren führen.