
Portugal steht vor einer weiteren politischen Krise, nachdem Ministerpräsident Luís Montenegro im Parlament angekündigt hat, eine Vertrauensfrage zu stellen. Damit könnte das Land vor vorgezogenen Parlamentswahlen stehen, was die dritte Wahl innerhalb von nur drei Jahren wäre. Die Abstimmung über die Vertrauensfrage wird für nächsten Mittwoch erwartet.
Die oppositionellen Fraktionen, insbesondere die Sozialistische Partei (PS) und die rechtspopulistische Chega, haben bereits angekündigt, Montenegro das Vertrauen zu entziehen. Dies könnte zu einem Sturz seiner Minderheitsregierung führen, was als wahrscheinlich angesehen wird. Präsident Marcelo Rebelo de Sousa hat aufgrund der politischen Lage einen geplanten Besuch in Estland abgesagt. Bei einem Sturz der Regierung müsste der Präsident entscheiden, ob er einen anderen Politiker mit der Regierungsbildung beauftragt oder Neuwahlen ansetzt. Mögliche Wahltermine sind der 11. oder 18. Mai.
Herausforderungen für die Regierung
Montenegro, der seit der vorgezogenen Wahl im März 2024 im Amt ist, hat bereits zwei Misstrauensvoten in den letzten Wochen überstanden. Angesichts der anhaltenden Angriffe auf seine Person erklärte Montenegro, dass er die Attacken satt habe und die Vertrauensfrage stellen werde. Experts vermuten zudem, dass er eine parlamentarische Untersuchung der Geschäfte seines Familienunternehmens verhindern möchte, das im Mittelpunkt der Vorwürfe steht.
Die aktuelle politische Situation folgt auf die Wahlen von 2024, bei denen die center-rechte Allianz unter der Sozialdemokratischen Partei mit einer knappen Mehrheit von 80 Sitzen im Nationalparlament hervorging. Die Sozialistische Partei belegte mit 78 Sitzen den zweiten Platz. Die rechtspopulistische Partei Chega erhöhten ihren Sitzanteil auf 50 Sitze und erhofft sich dadurch Einfluss auf die Regierung. Chega hat die Regierung bereits gewarnt, dass sie ihre Forderungen nach Kabinettssitzen oder einer parlamentarischen Allianz durchsetzen wolle.
Diese politischen Unruhen sind das Ergebnis weitreichender Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die durch Probleme wie niedrige Löhne, hohe Lebenshaltungskosten, eine Wohnungsnot sowie Defizite im Gesundheitswesen verstärkt wird. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass etablierte Parteien, inklusive der Sozialisten und Sozialdemokraten, mit Korruptionsskandalen konfrontiert sind, während Chega mit einem Anti-Korruptions-Motto in die Wahlen trat.