
Im Mordprozess gegen einen 44-jährigen ehemaligen Krankenpfleger am Landgericht Aachen stehen die Vorwürfe im Mittelpunkt, dass er in neun Fällen Patienten absichtlich getötet und in 34 weiteren Tierrn behandlungsversucht hat. Der Prozess wird am Montag um 9.00 Uhr fortgesetzt. Ehemalige Kollegen des Angeklagten, darunter leitende Mitarbeiter der Klinik, sind als Zeugen geladen. Diese sollten ursprünglich an einem früheren Prozesstag aussagen, erhielten jedoch die Ladung nicht rechtzeitig.
Der Angeklagte soll zwischen Ende Dezember 2023 und Mai 2024 auf einer Palliativstation in Würselen bei Aachen insgesamt 26 Patienten eigenmächtig mit stark sedierenden Medikamenten behandelt haben. In neun Fällen führte dies zum Tod der Patienten. Berichten zufolge arbeitete der Angeklagte auf eigenen Wunsch nur im Nachtdienst und verabreichte die Medikamente, um die Patienten ruhigzustellen und seine Arbeitsbelastung zu reduzieren, wie n-tv berichtete.
Auskünfte von Nebenklägern und frühere Ermittlungen
Das Gericht hat zwölf Angehörige als Nebenkläger zugelassen, darunter einen Sohn eines über 80-jährigen Patienten, der im Mai 2024 im Rhein-Maas-Klinikum Würselen auf der Palliativstation behandelt wurde. Nach seiner Entlassung starb der Mann fünf Monate später in einem Hospiz, nachdem er das Vertrauen in die Pflegekräfte verloren hatte. Sein Anwalt Christoph Huppertz berichtete, dass der Patient im Hospiz versuchte, aus dem Fenster zu springen, um keine Medikamente mehr von einem Pfleger zu erhalten.
Die Rhein-Maas-Klinik erstattete am 27. Mai 2024 Strafanzeige und sprach fristlose Kündigung aus. Nach der Anzeige wurden Ermittlungen der Polizei eingeleitet und eine Mordkommission mit dem Namen „Fluss“ gegründet. Hunderte Patientenakten wurden untersucht, und es fanden vier Exhumierungen von verstorbenen Patienten statt. Das Handy des Angeklagten wurde abgehört, obwohl die Staatsanwaltschaft sich nicht zu den Details der Ermittlungen äußerte. Zudem wird parallel zum Prozess auch in den Städtischen Kliniken Köln, wo der Angeklagte von 2014 bis 2020 beschäftigt war, ermittelt. Dort wurden Unregelmäßigkeiten festgestellt, jedoch keine Anzeige erstattet; der Angeklagte fand anschließend einen neuen Job in Würselen. Die Kliniken Köln unterstützen die Ermittlungen, geben jedoch keine Auskunft über die Nichtstellung einer Anzeige, wie WDR berichtete.
Während des Prozesses werden zwei Sachverständige, darunter ein Palliativmediziner, aussagen. Das Gericht erwartet das Urteil Anfang Juni. Bei einer Verurteilung droht dem Angeklagten eine lebenslange Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung. Es besteht zudem die Möglichkeit weiterer Prozesse, falls dem Angeklagten zusätzliche Taten nachgewiesen werden.