
Ein nukleares Europa? Ein katastrophaler Fehler!
Die Welt steht am Abgrund! Die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump hat die Sicherheitslage in Europa auf den Kopf gestellt. Die Sorgen über einen Rückzug der Amerikaner und das Versagen der Nachkriegsordnung treiben die europäischen Führer in die Enge. Sie suchen verzweifelt nach Alternativen, um sich gegen die Bedrohungen aus Moskau zu wappnen.
Im Vorfeld der Bundestagswahlen in Deutschland äußerte Friedrich Merz, der Chef der CDU und potenzielle nächste Kanzler, eine brisante Meinung: „Wir müssen mit den britischen und französischen Nuklearmächten diskutieren, ob eine nukleare Teilhabe oder zumindest nukleare Sicherheit von Großbritannien und Frankreich auch für uns gelten könnte.“ Ein Aufruf, der die Alarmglocken läuten lässt!
Die gefährliche Illusion der nuklearen Teilhabe
Die Realität ist erschreckend: Russland verfügt über ein Arsenal von 5.580 Atomwaffen, während die britisch-französische Kombination nur 515 aufweist. Diese ungleiche Verteilung ist nicht nur zahlenmäßig, sondern auch doktrinär. Moskaus Strategie, Konflikte zu eskalieren, um Gegner zu erpressen, kann von den britischen und französischen Atomwaffen, die für minimale Abschreckung optimiert sind, nicht aufgehalten werden.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Deutschlands Militärbudget von 90,6 Milliarden Euro ist von Ineffizienz geprägt, nur 50 Prozent der Ausrüstung sind NATO-bereit. Frankreich und Großbritannien fehlen die konventionellen Kräfte, die für eine glaubwürdige Abschreckung notwendig sind. Selbst wenn jedes Cent des kürzlich angekündigten 800 Milliarden Euro schweren Verteidigungsbudgets der EU in Atomwaffenprogramme fließen würde, würde es Jahrzehnte dauern, um die erforderlichen Produktionskapazitäten aufzubauen.
Ein gefährliches Spiel mit der Sicherheit Europas
Die Vorstellung, das NATO-Modell auf europäischer Ebene zu replizieren, ignoriert die jahrzehntelange integrierte Kommandostruktur und verfehlt die hybriden Bedrohungen, die moderne Konflikte prägen. Ein nukleares Teilhabemodell würde Deutschland und andere europäische Länder zu bloßen Lagerhäusern für britische und französische Atomwaffen degradieren, ohne echte Einflussmöglichkeiten. Diese Pseudo-Abschreckung würde nur Washington verärgern!
Trump hat bereits bewiesen, dass er keine Skrupel hat, Verbündete im Stich zu lassen, wenn es seinen strategischen Interessen nicht dient. Seine jüngsten Entscheidungen, die Geheimdienstkooperation und militärische Hilfe für die Ukraine zu stoppen, zeigen, dass die NATO-Normen bröckeln. Ein europäischer Nuklearklub würde die Fragmentierung vertiefen und revisionistische Akteure wie Russland und China ermutigen.
Die wirtschaftlichen Argumente sind ebenso verheerend. Milliarden von Euro in überflüssige Atomwaffen zu investieren, während man die praktischen Lücken in der konventionellen Rüstung ignoriert, ist keine Staatskunst – es ist ein generationsübergreifender Fehler!
Die EU hat die Chance, nicht durch nukleares Geschacher, sondern durch die Wiederbelebung der Rüstungskontrolle und Mediation zu glänzen. Der Zusammenbruch des strategischen Dialogs zwischen den USA und Russland seit der Ukraine-Invasion hat wichtige Rüstungsabkommen in die Krise gestürzt. Die New-START-Vereinbarung, die die strategischen Atomwaffen der USA und Russlands begrenzt, könnte 2026 ohne Nachfolger auslaufen und die Welt in eine neue nukleare Rüstungswettbewerb stürzen.
Europa könnte die Führungsrolle übernehmen, um den Dialog über nukleare Abrüstung wiederzubeleben. Österreich hat bereits eine Schlüsselrolle in den Verhandlungen zwischen dem Westen und dem Iran gespielt und könnte als idealer Ort für neue Gespräche über nukleare Risikominderung dienen. Es ist an der Zeit, dass Europa eine reifere Sicherheitsstrategie verfolgt, die nicht auf der Illusion einer nuklearen Abschreckung beruht!
Die ungewollten Folgen von Trumps ersten nuklearen Abenteuern – ein eskalierendes Wettrüsten, erodierte Allianzen und ermutigte Gegner – sollten als Warnung dienen. Seine zweite Amtszeit könnte jedoch die Gelegenheit bieten, die Welt von der Uhr des Untergangs zurückzudrehen. Europa steht vor der Wahl: An kalten Kriegsrelikten festhalten oder ein neues Sicherheitsparadigma schaffen, das das Überleben des Planeten über Machtspielchen stellt. Die Entscheidung wird nicht nur Europas Zukunft, sondern die gesamte Menschheit prägen!
Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind die des Autors und spiegeln nicht unbedingt die redaktionelle Haltung von Al Jazeera wider.