DeutschlandMittePolitik

Politik und Mord: RBB-Tatort beleuchtet Afghanistans düstere Realität

Am 15. August 2021 übernahmen die Taliban die Macht in Afghanistan, was zur schnellen Auflösung der afghanischen Regierung und zu einer gefährlichen Situation für die Bevölkerung führte. Am Flughafen Kabul herrschte Chaos, während viele Menschen verzweifelt versuchten, das Land zu verlassen. Der überstürzte Abzug von US- und NATO-Truppen erschwerte zudem die Evakuierung von Ortskräften. Während in Deutschland Versprechen zur Evakuierung nicht eingelöst wurden, konnte die Bundeswehr in den chaotischen Tagen im August rund 5.300 Menschen in Sicherheit bringen. Allerdings flogen deutsche Militärmaschinen teilweise fast leer ab, obwohl viele in großer Gefahr waren.

In Anlehnung an diese dramatischen Ereignisse behandelte der RBB-Tatort „Vier Leben“, der am 16. Februar 2025 um 20.15 Uhr auf ARD ausgestrahlt wurde, das Thema. Zu Beginn der Handlung wird der ehemalige Bundestagsabgeordnete Jürgen Weghorst in Berlin ermordet. Das Ermittlerduo Robert Karow und Susanne Bonard untersucht den Mordfall. Besonders im Fokus steht die Anwältin Soraya Barakzay, die eine Menschenrechtsorganisation für in Deutschland lebende Ortskräfte gegründet hat. Der Film thematisiert auch eine Mordserie und deren Verknüpfung mit politischen Strukturen.

Hintergrund zur Taliban-Machtübernahme

Der Vormarsch der Taliban in Afghanistan begann bereits im Februar 2020 mit dem Abkommen von Doha unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump, das den Abzug internationaler Truppen initiierte. Im April 2021 kündigte US-Präsident Joe Biden den bedingungslosen Abzug der Truppen bis spätestens 11. September 2021 an. Ab April begann der Rückzug der Truppen, gleichzeitig kam es in der Provinz Helmand zu heftigen Gefechten zwischen Taliban und afghanischen Regierungstruppen.

Ein tragisches Ereignis ereignete sich am 8. Mai 2021, als ein Anschlag auf eine Mädchenschule in Kabul 85 Menschenleben kostete und den Taliban zur Last gelegt wurde. In den folgenden Monaten eroberten die Taliban zahlreiche Provinzen und kontrollierten schließlich bis Ende Juli 90 Prozent der Landesgrenzen. Am 15. August eroberten sie Kabul und drangen in den Präsidentenpalast ein, während Präsident Ghani ins Exil nach Usbekistan floh. Berichte über Lynchmorde und Verbrechen gegen Frauen und Mädchen nahmen in den eroberten Gebieten zu.

Am 30. August 2021 beendeten die US-Streitkräfte ihre Luftbrücke und zogen vollständig ab, wobei sie militärische Ausrüstung im Wert von sieben Milliarden US-Dollar zurückließen. Infolgedessen konnten bis Juli 2022 insgesamt 17.556 ehemalige Ortskräfte und deren Angehörige nach Deutschland ausreisen. Die deutsche Bundesregierung startete im Oktober 2022 ein Bundesaufnahmeprogramm für größtenteils gefährdete Menschen aus Afghanistan.