
Das Dorf Gunzesried-Säge im Allgäu, mit nur 79 Einwohnern, steht im Mittelpunkt einer Kontroverse um die geplante Unterbringung von bis zu 45 geflüchteten Menschen in der ehemaligen Unterkunft Heubethof. Das Landratsamt Oberallgäu hat die Unterkunft im März angemietet, was zu einem massiven Protest der Dorfbewohner geführt hat. So wurden nahezu 700 Unterschriften gegen die Flüchtlingsunterkunft gesammelt. Die Bürger haben eine Petition im Landtag eingereicht, um ihre Bedenken zu äußern.
Bürgermeister Christof Endreß (CSU) weist auf die abgelegene Lage des Heubethofs hin. Die nächste geeignete Infrastruktur, wie Schulen, Kindertagesstätten, Ärzte und Supermärkte, befindet sich acht Kilometer entfernt in Blaichach. Auch der öffentliche Nahverkehr ist als unzureichend einzustufen; es gibt lediglich wenige Busverbindungen täglich. Angesichts dieser Umstände bedeutet die Entscheidung des Landratsamtes für eine neue Unterkunft nicht nur eine logistische Herausforderung für die Anwohner, sondern auch eine soziale und infrastrukturelle Problematik.
Proteste und politisches Engagement
Trotz der Bedenken der Anwohner sehen die Verantwortlichen des Landratsamtes die Notwendigkeit der Einrichtung als gegeben an. Das Ziel ist es, teure Notunterkünfte aufzulösen und stabilere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Besonders sollen Familien in die neue Unterkunft umgesiedelt werden, wobei darauf geachtet wird, dass mindestens eine Person eines Haushalts über ein eigenes Fahrzeug verfügt. Der Fokus liegt dabei auf mobileren Personen oder solchen mit einem Arbeitsplatz.
Der Blaichacher Gemeinderat hat ein geplantes Bürgerbegehren zwar aus formalen Gründen abgelehnt, sich jedoch einstimmig der Petition der Bürger angeschlossen, die Fragen zur Eignung des Standorts klären soll. Landrätin Indra Baier-Müller (Freie Wähler) wünscht sich einen Dialog mit den Bürgern, während Landtagsabgeordneter Joachim Konrad (CSU) die Eignung des Standorts kritisch betrachtet. Der Ausschuss für Eingaben und Beschwerden im Bayerischen Landtag wird sich mit der Petition befassen. Die nächste Sitzung ist für nach Ostern geplant; bis dahin bleibt die Unterkunft unbesetzt.
Für viele Asylsuchende, die bisher Monate in Zelten warten mussten, stellen die neuen Unterbringungsmöglichkeiten eine wichtige Verbesserung dar. Der gesamte Prozess ist jedoch von Unruhen und Bedenken in der Gemeinde begleitet, die eine langfristige Lösung für alle Beteiligten notwendig machen.