
Eine aktuelle Studie der Stiftung Gesundheitswissen zeigt, dass Unsicherheit und Angst viele Menschen in Deutschland davon abhalten, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Psychische Probleme gelten häufig als Tabuthema, weshalb rund die Hälfte der Bevölkerung ungern über ihre seelischen Schwierigkeiten spricht. Zwei von fünf Befragten befürchten, dass ihre Beschwerden als „eingebildet“ angesehen werden könnten, falls keine körperlichen Ursachen gefunden werden.
Männer und sozial benachteiligte Personen haben dabei häufig stigmatisierende Vorstellungen von Psychotherapie, die sie davon abhalten, rechtzeitig Hilfe zu suchen. Die Studie betont die Bedeutung einer frühen Aufklärung über psychische Gesundheit und die entsprechenden Unterstützungsangebote. Menschen mit höherer Gesundheitskompetenz zeigen weniger Hemmungen, psychotherapeutische Hilfe zu beanspruchen, was die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung unterstreicht. Diese sollte bereits in der Schule beginnen, um Jugendlichen die Informationssuche und -bewertung zu erleichtern. Die Stiftung Gesundheitswissen bietet auf ihrer Webseite „Pausenlos gesund“ Unterrichtsmaterialien und digitale Inhalte zu Themen wie Stressbewältigung, Essstörungen und Medienkonsum an, um das Bewusstsein zu schärfen.
Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen
Das Thema der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen wird in einem weiteren Bericht von Ärzteblatt behandelt. Diese Stigmatisierung belastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Angehörige. Viele Menschen fühlen sich durch Scham oder Angst vor einer Diagnose ausgegrenzt und nehmen somit nicht gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teil. Dies hindert sie oft daran, rechtzeitig eine Behandlung zu suchen, was das Risiko der Chronifizierung ihrer Erkrankung erhöht. Diese Stigmatisierung wird als „zweite Krankheit“ bezeichnet.
Um dem entgegenzuwirken, initiierte das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit eine bundesweite Anti-Stigma-Initiative. Eine jährliche Aktionswoche zur seelischen Gesundheit wird derzeit geplant, um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen. Zudem haben die Psychotherapeutentage Resolutionen verabschiedet, die der Entstigmatisierung bezogen auf psychische Erkrankungen dienen. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht außerdem eine Aufklärungskampagne vor, um Vorurteile abzubauen. Laut dem „World Mental Health Report“ der WHO leben weltweit fast eine Milliarde Menschen mit psychischen Erkrankungen, was die Dringlichkeit und den Umfang dieses Themas verdeutlicht.