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Pflegekräfte mit Migrationshintergrund stehen in Deutschland häufig vor der Herausforderung, Rassismus im Arbeitsalltag zu erleben. Eine aktuelle Berichterstattung zeigt, dass insbesondere in den Städten Filderstadt und Esslingen zahlreiche Menschen aus dem Ausland ausgebildet werden, um den Beruf der Pflegefachkraft zu ergreifen. Viele dieser Pflege-Azubis berichten von Schwierigkeiten, die auf ihre Hautfarbe oder Religion zurückzuführen sind. Diese Erfahrungen sind Teil eines größeren Problems, das bereits seit Jahren besteht. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus dem Jahr 2024 leisten ausländische Beschäftigte einen wichtigen Beitrag zur Deckung des Personalbedarfs in der Pflege, und mittlerweile kommt jede sechste Pflegekraft aus dem Ausland, häufig von außerhalb der EU.Stuttgarter Nachrichten berichteten, dass ausländische Pflegekräfte insbesondere den demografisch bedingten Rückgang der deutschen Beschäftigten kompensieren.
Ein weiterer Aspekt des Themas ist der weitverbreitete Mangel an Pflegekräften in Deutschland. Dieser ist insbesondere auf die demografische Entwicklung zurückzuführen, die zu einem steigenden Pflegebedarf führt, während nicht genügend junge Menschen sich für den Pflegeberuf interessieren. Daten aus dem Jahr 2022 zeigen, dass im Durchschnitt 100 Stellen für examinierte Pflegefachkräfte ausgeschrieben waren, jedoch nur 33 Arbeitslose zur Verfügung standen. Schätzungen zufolge könnte die Versorgungslücke bis 2035 auf knapp 500.000 Fachkräfte anwachsen. Die ökonomische Ausrichtung des Gesundheits- und Pflegewesens verstärkt diesen Mangel zusätzlich.Die Bundeszentrale für politische Bildung berichtete, dass die Arbeitsbedingungen von hohem Zeitdruck und Schichtarbeit geprägt sind, was zu Unzufriedenheit und einer hohen Fluktuation unter den Pflegekräften führt.
Herausforderungen für zugewanderte Pflegekräfte
Zuwanderung wird zunehmend als Strategie zur Bekämpfung des Pflegenotstands betrachtet. Um dies zu unterstützen, wurden Zuwanderungs- und Beschäftigungshürden gesenkt, etwa durch die Westbalkanregelung seit 2016. Im Rahmen des Programms „Triple Win“ werden seit 2013 Pflegekräfte aus Nicht-EU-Staaten rekrutiert. Im Jahr 2022 waren rund 23.000 Staatsangehörige aus den Zielregionen dieses Programms in Deutschland beschäftigt. Von 2010 bis Mai 2023 konnten über 4.162 Pflegekräfte durch das Programm gewonnen werden. Zudem stieg die Zahl der Beschäftigten aus Westbalkanstaaten in der Pflege auf etwa 43.000, nahezu einer Verdopplung innerhalb von fünf Jahren.
Trotz dieser Entwicklungen stehen zugewanderte Pflegekräfte vor erheblichen Herausforderungen. Probleme bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen, hohe Anforderungen an die Deutschkenntnisse und Alltagsrassismus sind nur einige der Hürden, die sie überwinden müssen. Insbesondere für die Anerkennung als Fachkraft sind Deutschkenntnisse auf B2-Niveau erforderlich, wobei Sprachfertigkeiten auch als Ausschlusskriterium dienen können. Die hohen Erwartungen an migrierte Pflegekräfte führen oft zu Stress und Unzufriedenheit, während alltäglicher Rassismus im Pflegeumfeld Hierarchisierungen und Abwertungen fördert, die die Pflegebeziehung belasten können. Diese Herausforderungen erfordern ein Umdenken in den Arbeitsbedingungen und der Anerkennung der Leistung in der Pflege.Die Bundeszentrale für politische Bildung weist darauf hin, dass betriebliche Unterstützung und Reflexion der Arbeitsnormen erforderlich sind.