KaiserslauternWissenschaft

Pestizid-Schock am Oberrhein: Gesundheitsrisiken für Mensch und Natur!

Eine aktuelle Studie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau hat alarmierende Ergebnisse über den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft am Oberrhein geliefert. Die Untersuchung ergab, dass Pestizide in Kombinationen von mehreren Hundert Metern von landwirtschaftlichen Flächen nachgewiesen wurden. Betroffen sind demnach nicht nur Landwirte, sondern auch sensible Gruppen wie Kinder, Schwangere und ältere Menschen.

Proben wurden während der Spritzsaison im Juni und Juli 2022 an 78 Standorten entnommen, die nicht direkt mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden. Die Messpfade erstreckten sich über 300 Kilometer von Bingen (Rheinland-Pfalz) bis Basel (Schweiz). In den Boden- und Vegetationsproben wurden insgesamt 63 unterschiedliche Pflanzenschutzmittel nachgewiesen, darunter 29 Fungizide, 19 Herbizide und 15 Insektizide.

Hohe Belastung durch Pestizide

Die Ergebnisse zeigen eine besorgniserregende Belastung: In 97% der Proben wurden Rückstände festgestellt, wobei Durchschnittswerte von fünf Pestiziden in der obersten Bodenschicht und bis zu 26 verschiedenen Wirkstoffen in einzelnen Proben vorkamen. Interessanterweise war die Vegetation im Schnitt mit sechs Pestiziden belastet, in Einzelfällen sogar mit bis zu 21 verschiedenen Stoffen. Am häufigsten wurde das Fungizid Fluopyram nachgewiesen, das als PFAS (Ewigkeitschemikalie) eingestuft wird.

Auffällig war, dass auch abgelegene Gebiete wie der Nationalpark Schwarzwald und der Feldberg von dieser Kontamination betroffen sind. Darüber hinaus wurden Pestizid-Mischungen identifiziert, wobei insgesamt 140 verschiedene Kombinationen aus mindestens zwei Wirkstoffen nachgewiesen wurden. Wissenschaftler fordern nun eine Reduktion des Pestizideinsatzes sowie eine bessere Überwachung der Belastungen in der Landschaft. Die Umweltorganisation NABU plädiert für regelmäßige Umweltproben zur Chemikalienbelastung.

Parallel zu diesen Befunden zeigen zusätzliche Ermittlungen, dass alle Bodenproben in einer weiteren Studie, sowohl im Feld als auch außerhalb, mindestens einen sogenannten Contaminant of Emerging Concern (CUP) enthielten, mit einem Durchschnitt von 10 CUPs pro Probe. Der häufigste CUP in diesen Proben war erneut Fluopyram, das in 94% der Bodenproben nachgewiesen wurde und als Fungizid vermarktet ist.

Die Analyse deckte nur einen Teil der in Deutschland zugelassenen CUPs ab, was darauf hindeutet, dass möglicherweise noch mehr Schadstoffe in den Böden vorhanden sind. Es wurden fast 350 verschiedene CUP-Mischkombinationen in Böden und Vegetation nachgewiesen, wodurch das Ausmaß der allgemeinen Verunreinigung in landwirtschaftlichen Landschaften deutlich wird. Die Studienergebnisse zeigen auf, dass eine einmalige Probenahme nicht repräsentativ für das ganze Jahr ist und dass CUP-Rückstände das ganze Jahr über in den meisten Proben nachgewiesen werden, was zu einer chronischen Exposition der Umwelt führt.
Für detaillierte Informationen zu diesen Studien und deren Ergebnissen verweisen wir auf die Berichterstattung von Süddeutsche Zeitung sowie auf die Untersuchung veröffentlicht in Nature.