Ludwigshafen

Häusliche Gewalt im Alter: Ein Prozess erhebt schwere Vorwürfe!

Am Amtsgericht Frankenthal steht ein 80-Jähriger wegen gefährlicher Körperverletzung gegenüber seiner 72-jährigen Ex-Freundin vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die Frau im Juni letzten Jahres nach einer Autofahrt mehrfach geschlagen, getreten und beleidigt zu haben. Nach dem Vorfall suchte die Frau Hilfe in einem Frauenhaus.

Frauenhäuser in Ludwigshafen und Frankenthal berichten, dass häusliche Gewalt auch im Seniorenalter vorkommt. So erwähnt Frédérique Buisson-Koch vom Frauenhaus Frankenthal, dass Frauen über 60 regelmäßig Hilfe suchen, wobei die älteste Klientin 80 Jahre alt war. Eine 77-jährige Frau feierte ihren Hochzeitstag im Frauenhaus, da sie an diesem Tag nicht geschlagen wurde.

Häusliche Gewalt im Alter

Conny Bauditz, Sozialpädagogin im Frauenhaus Ludwigshafen, betont, dass das Thema häusliche Gewalt bei Senioren oft mit Scham behaftet ist. Joachim Bossek vom Weißen Ring Rheinpfalz berichtet von Frauen, die über 50 Jahre Gewalt in der Beziehung erlitten haben und sich nicht trauen, Hilfe zu suchen. Das Interventionszentrum gegen Häusliche Gewalt in Landau berät jährlich über 500 betroffene Frauen. Gewalt in der Partnerschaft kann auch durch gesundheitliche Probleme, wie Demenzerkrankungen des Partners, ausgelöst werden.

Die Frauenhäuser und der Weiße Ring betonen die Wichtigkeit, Gewalt nicht zu akzeptieren und Hilfe zu suchen. Im Jahr 2023 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Rheinpfalz über 3.700 Opfer häuslicher Gewalt registriert, davon etwa 2.600 Frauen. Hilfetelefon für betroffene Frauen ist die 116 016, die rund um die Uhr erreichbar ist. Der Frauennotruf Mainz bietet unter 06131 – 221213 kostenlose und anonyme Beratung an, während das Opfer-Telefon des Weißen Rings unter 116 006 sieben Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr erreichbar ist.

Darüber hinaus ist das Frauenhaus in Koblenz, Rheinland-Pfalz, seit Jahren voll. Die Leiterin des Frauenhauses, Alexandra Neisius, die dort seit 24 Jahren arbeitet, beschreibt das vergangene Jahr als besonders anstrengend. Das Frauenhaus nahm Frauen aus 14 verschiedenen Ländern auf, und viele Amtsgänge erforderten Unterstützung durch Mitarbeiterinnen. Zudem mussten sich die Mitarbeiterinnen um die Bekleidung der Kinder kümmern, da eine hohe Anzahl an Kindern im Frauenhaus zusätzlichen Bedarf an Kleidung hatte. Neisius beschreibt die Arbeitssituation als „immer an der Kante“.