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Am 17. Januar 2025 haben Kommunalpolitiker aus der Oberlausitz ein Positionspapier an Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) übergeben, das die Elektrifizierung der Zugstrecke von Dresden über Bautzen nach Görlitz fordert. Bei der Übergabe waren unter anderem die Landräte Udo Witschas (Bautzen, CDU) und Dr. Stephan Meyer (Görlitz, CDU) sowie die Oberbürgermeister Karsten Vogt (Bautzen, CDU), Torsten Ruban-Zeh (Hoyerswerda, SPD) und Octavian Ursu (Görlitz, CDU) anwesend. Des Weiteren war der Bautzener Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bauwesen, Heiko Nowak, bei der Übergabe beteiligt.
Das Positionspapier entstand während einer Regionalkonferenz im Bautzener Landratsamt, an der über 180 Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft teilnahmen. Karsten Vogt betonte, dass der Ministerpräsident nicht an der Konferenz teilnehmen konnte, was die Politiker nutzen wollten, um ihre Anliegen direkt vorzutragen. Die Elektrifizierung der Bahnstrecke wird als entscheidend für die Zukunft der Arbeitsplätze in den Landkreisen sowie für die Mobilität und Erreichbarkeit der Unternehmen angesehen. Heiko Nowak unterstrich die Verantwortung der Region im Strukturwandel und den Stellenwert Bautzens als Wirtschaftsmotor.
Forderungen von Oberlausitzer Politikern
In einem weiteren Schritt haben Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) und 41 weitere Politiker sowie Wirtschaftsvertreter aus der Oberlausitz einen Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) verfasst. Dabei wird die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Dresden über Bischofswerda nach Görlitz thematisiert, wobei im Schreiben gefordert wird, das Angebot von Sachsen-Energie durch die Deutsche Bahn „ohne Vorbehalte prüfen“ zu lassen. Sachsen-Energie schlägt vor, ein Stromwandlerwerk bei Kubschütz zu nutzen, um die Elektrifizierung für 100 bis 150 Millionen Euro zu realisieren, während die Deutsche Bahn aktuell mit 420 Millionen Euro für das Projekt kalkuliert.
Die geplante Bahnstrecke verläuft zwischen zwei vorhandenen Hochspannungsleitungen, was eine günstigere Lösung ermöglicht. Während die Deutsche Bahn an einem Bau einer neuen 60 Kilometer langen Bahnstromleitung zwischen Arnsdorf und Pommritz arbeitet, könnte der Anschluss an die Hochspannungsleitung in zwei Jahren realisiert werden, wobei der Bau der neuen Stromleitung bis zu zehn Jahre in Anspruch nehmen könnte. Bereits 2018 hatte Sachsen-Energie diesen Vorschlag der Deutschen Bahn unterbreitet, jedoch plant die Bundesregierung die Elektrifizierung der Strecke frühestens 2024 zu prüfen. Aktuell gilt die Strecke als „Vorhaben potenziellen Bedarfs“.
Für den Strukturwandel in der Oberlausitz ist die Elektrifizierung der Strecke von zentraler Bedeutung. Eine mögliche Verkürzung der Fahrzeit zwischen Dresden und Görlitz von 71 Minuten auf 60 Minuten sowie eine Geschwindigkeitserhöhung der Züge auf bis zu 160 km/h werden als notwendig erachtet. Die Elektrifizierung auf polnischer Seite zwischen Breslau und Zgorzelec wurde bereits 2019 abgeschlossen, und auch Tschechien treibt den Ausbau seiner Netze voran. Kritik an der langsamen Planung in Deutschland kommt von der Bundestagsabgeordneten Caren Lay (Linke), während rund 50 Bürgermeister und Vertreter aus der Oberlausitz bereits den sechsspurigen Ausbau des A4-Abschnitts zwischen Dresden und Görlitz gefordert haben. Ein Gesprächstermin mit dem Ministerium ist für den 8. Mai vereinbart.
Weitere Informationen zur Thematik finden Sie in den Berichten von Sächsische.de und Wirtschaft in Sachsen.