
In Bilzingsleben, Thüringen, sind die historischen Fenster der dortigen Kirche seit 25 Jahren verschwunden. Diese Fenster wurden während der Renovierungsarbeiten zur Jahrtausendwende ausgebaut, da der Chor-Anbau der Kirche abgesackt war. Ein Rechercheteam entdeckte die seit langem vermissten Fenster zufällig an Ostern in einer Scheune in Lutherstadt Wittenberg, Sachsen-Anhalt. Die Fenster bestehen aus mehreren etwa vier Meter hohen Bleiglassegmenten sowie drei Rundfenstern, die Geistliche darstellen. Die Gemeinde hatte seit 2022 vergeblich nach den Fenstern gesucht, wie Thüringen24 berichtete.
Die Recherchen stützten sich auf ein Angebot einer Brandenburger Firma aus dem Jahr 1999, die inzwischen geschlossen ist. Das Grundstück dieser Firma wurde 2018 verkauft, und bei einer Auktion fanden die Fenster nur wenige Käufer. Der neue Eigentümer entsorgte viele der angebotenen Stücke, doch die Fenster von Bilzingsleben fanden einen Käufer. Fachleute müssen nun den Zustand der Fenster bewerten, sanieren und eventuell fehlende Teile ersetzen. Der Pfarrbereich Kindelbrück-Weißensee zeigte sich überrascht und sieht den Fund als gute Nachricht für die Kirchgemeinde.
Wegen des Verlusts von Unterlagen
Die verschwundenen Kirchenfenster werfen Fragen auf, da es keine auffindbaren Unterlagen oder Zeugen gibt, wie MDR berichtete. In den letzten Jahrzehnten wurden Kirchenkreise umstrukturiert, was zu einem Verlust von Akten führte. Das Finanzamt verlangt eine Aufbewahrung von Unterlagen für zehn Jahre, jedoch sind viele Dokumente nicht mehr vorhanden. Der letzte Hinweis auf die Fenster fand sich in einem Angebot einer hessischen Firma vom 10. März 1999.
Fotos zeigen, dass die Fenster im Dezember 1998 noch vorhanden waren, im Dezember 2003 jedoch nicht mehr. Die hessische Firma hat ihre Brandenburger Zweigstelle aufgelöst, und es sind keine weitere Unterlagen mehr verfügbar. Der Unterzeichner des Angebots verschwand und hinterließ Schulden sowie Glasreste auf dem ehemaligen Firmengelände. Ein ehemaliger Mitarbeiter erinnerte sich an Kisten mit Fensterglas, die niemand wollte. 2018 gab es Hinweise auf eine mögliche Versteigerung der Fenster, die aber nicht erfolgreich war. Der Grundstückseigentümer berichtete von Transportern, die Glas abholten, bis alles im Container landete.
Ein Kontakt über WhatsApp führte zu einem jungen Mann namens Steffen, der möglicherweise die Fenster im Besitz hat. Steffen hatte die Fenster in seinem Flur aufhängen wollen, jedoch nie dazu gekommen. Am Ostersonntag erhielt das Rechercheteam Fotos der Fenster, die sich in seinem Besitz befinden. Die Fenster haben die letzten sieben Jahre in Wittenberg verbracht.