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In Bad Segeberg sorgen Braille-Schrift-Etiketten auf Mülltonnen für eine verbesserte Orientierung blinder Menschen. Die blinde Christa Seibert nutzt diese Etiketten, die von dem Wege-Zweckverband (WZV) im Kreis Segeberg angeboten werden. Seibert hat auf einem Auge nur eine Sehkraft von 1% und ist auf dem anderen blind. Gemeinsam mit Dr. Jürgen Trinkus, dem Vorsitzenden des Blinden- und Sehbehindertenvereins Schleswig-Holstein (BSVSH), kritisiert sie die oft mangelnde Barrierefreiheit im Alltag, insbesondere bei der Kennzeichnung von Medikamentenpackungen, die häufig nicht vollständig mit Braille-Schrift versehen sind.
Der WZV geht mit seinem Angebot, kostenlose Braille-Etiketten für Mülltonnen bereitzustellen, als Vorreiter in Schleswig-Holstein voran. Diese können telefonisch oder per E-Mail angefordert werden, und auf Wunsch werden sie direkt an den jeweiligen Mülltonnen angebracht. Trinkus hofft, dass andere nachziehen und mehr Menschen dazu motiviert werden, Braille zu lernen.
Herausforderungen der Barrierefreiheit
Die Blindenschrift Braille wird in Deutschland zunehmend verbreitet, dennoch gibt es noch Verbesserungsbedarf. Blinde und sehbehinderte Menschen berichten von täglichen Hürden, trotz positiver Entwicklungen in der Barrierefreiheit. Andreas Bethke, Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, betont, dass viel zu tun bleibt.
Aktuelle Hürden betreffen unter anderem die Beschilderung in Restaurants, wo blinde Personen oft nicht erkennen können, welche Tür zu welchen Räumen führt. Während Braille in Zügen der Deutschen Bahn für Platznummern vorhanden ist, besteht Nachholbedarf in Bereichen wie Hotels und Selbstbedienungskassen, wo häufig keine entsprechenden Beschriftungen angeboten werden. Der Verband fordert daher, dass Braille an Türen in öffentlichen Gebäuden und bei Automaten angebracht wird, um die Inklusion zu verbessern.
Schätzungen zufolge können in Deutschland etwa 20.000 Menschen Braille lesen. Der Zugang zu qualifizierten Blindenlehrkräften bleibt eine Herausforderung, die vor allem jüngere Generationen betrifft. Braille kann auch für ältere Menschen von Nutzen sein, die oft Angst haben, dies im Erwachsenenalter nicht zu erlernen.
Der WZV und die Initiativen von Verbänden bieten jedoch Hoffnung, dass durch mehr Sichtbarkeit und Zugang zu Braille die Lebensqualität blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland deutlich verbessert werden kann.
Weitere Informationen zu den Herausforderungen und Entwicklungen in der Barrierefreiheit finden sich in einem Artikel von ZDF.