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In den letzten Monaten wurden auf Sylt und Amrum mehrere Unechte Karettschildkröten gesichtet, die an den Stränden angespült wurden. Während zwei der gefundenen Tiere gerettet werden konnten, ist nicht klar, wie viele andere in dem rauen Nordseewasser Überlebenschancen hatten. Diese Schildkröten, die ursprünglich aus wärmeren Gewässern wie dem Mittelmeer, Atlantik, Pazifik oder Indischen Ozean stammen, haben in den letzten Jahren offenbar häufiger die Küsten der Nordsee erreicht.
Experten vermuten, dass die Klimaerwärmung zu einer Ausweitung des Verbreitungsgebiets dieser Tiere führt. Meeresschildkröten schwimmen oft Tausende von Kilometern durch die Ozeane und finden mithilfe einer magnetischen Landkarte in ihrem Kopf immer zu ihrem Geburtsort zurück. Eine Schildkröte legte im Jahr 1996 sogar eine Strecke von 14.500 Kilometern zurück. Die beiden zuletzt gefundenen Schildkröten wurden im Dezember 2024 und Januar 2025 ins Sylt-Aquarium gebracht, wo sie nun behandelt werden.
Rettung und Rehabilitation der Schildkröten
Eine der Schildkröten erhielt ein Antibiotikum zur Behandlung einer Lungenentzündung, während beide Tiere stark unterkühlt und geschwächt waren. Die behandelnden Mitarbeiter des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) geben an, dass sich eine Schildkröte gut erholt, während die andere sich langsamer regeneriert. Nach ihrer vollständigen Genesung ist geplant, die Schildkröten im Sommer nach La Rochelle, Frankreich, zu bringen. Dort müssen sie sich von der Reise erholen, bevor sie im Atlantik freigelassen werden.
Die Unechten Karettschildkröten sind eine bedrohte Art, die unter anderem durch Jagd, das Abfischen ihrer Eier und Beifang in der Fischerei gefährdet ist. Ein weiteres großes Problem für diese Tiere bleibt der Plastikmüll in den Ozeanen, der oft fatale Folgen hat. Zudem wurden Ende November 2023 in Belgien erstmals Hinweise auf eine junge Unechte Karettschildkröte gefunden. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, sich um den Erhalt dieser Spezies zu bemühen.
Urlauber an der Nordsee haben die Möglichkeit, die Natur zur kalten Jahreszeit zu genießen und besondere Funde wie Schildkröten zu machen. So wurde beispielsweise am 24. Dezember eine Schildkröte am Strand von Sylt bei Rantum in schlechtem Zustand aufgefunden. Polizeibeamte der Polizei Flensburg identifizierten die Schildkröte als Unechte Karettschildkröte und brachten sie ins Sylter Aquarium zur Pflege. Es bleibt ungeklärt, wie die Tiere in die Nordsee gelangen, da sie normalerweise in gemäßigten und subtropischen Ozeanregionen sowie im Mittelmeer heimisch sind.
Spaziergänger werden dazu aufgefordert, bei Funden von Schildkröten in Schleswig-Holstein die Seehundjäger zu informieren. Lebende Tiere werden ins Sylt-Aquarium gebracht, während tote Exemplare eingefroren und dem ITAW übergeben werden. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um den Fortbestand der Unechten Karettschildkröte zu unterstützen.