
Deutschland ertrinkt im selbst produzierten Solarstrom und verteilt ihn ans Ausland – und das zum Nulltarif! Der grüne, saubere Strom, der mit Steuergeldern ordentlich gefördert wird, wird an unsere europäischen Nachbarn verschenkt, da die Sonne ein wenig zu viel scheint. Der Hauptgrund für dieses Szenario: negative Strompreise! Schuld daran sind die Frühlings- und Sommerüberproduktion sowie der verringerte Bedarf an Feiertagen wie Ostern und Pfingsten.
Im vergangenen Jahr führte dieser Stromüberschuss dazu, dass an etwa 18 Prozent der Stunden die Preise ins Minus sackten. Im sonnigen Monat Mai kletterte dieser Wert sogar auf satte 31 Prozent. Sofort landen diese Stromgeschenke bei unseren Nachbarn, da die Infrastruktur zuhause fehlt, um diesen Überfluss sinnvoll zu nutzen, wie Bild.de berichtet. Energieexperte Lion Hirth klagt über den langsamen Fortschritt bei intelligenten Stromzählern, die eine wichtige Rolle bei der effizienten Nutzung des überschüssigen Stroms spielen könnten.
Das Chaos der Negativpreise
Die Zahl der negativen Strompreisstunden steigt seit Jahren steil an: Von 126 im Jahr 2015 schnellten sie auf 301 im Jahr 2023 – und damit nicht genug, 2022 wurde mit 457 Stunden ein neuer Rekord aufgestellt. Dabei soll laut dem neuen „Solarspitzengesetz“ für frisch errichtete PV-Anlagen keine Einspeisevergütung mehr erfolgen, wenn die Preise ins Negative rutschen. Diese Negativzeiten werden einfach auf die EEG-Laufzeit von 20 Jahren aufgeschlagen.
Energie-Experte Björn Peters sieht hier dringend Nachholbedarf im Gesetz. Die Weitergabe der negativen Preise an Solaranlagenbetreiber könnte diese Thematik ersticken, anstatt Einspeisevergütungen auszusetzen. Er fordert sogar einen radikalen Ausbau-Stopp für PV-Anlagen und eine komplette Abschaffung der EEG-Förderung. Peters plädiert: Als Lösung sollte man sich auf Kern- und Kohlekraftwerke sowie heimische Gasreserven besinnen. „Deutschlands Strommarkt ist nur mit drastischen Vereinfachungen überlebensfähig“, sagt Peters entschlossen.
Unklare Zukunftsaussichten
Von der neuen Bundesregierung hört man dazu nur schwammige Aussagen. Im Koalitionsvertrag gibt es vage Versprechungen über eine systemdienliche Einspeisung und eine Überprüfung des „Solarspitzengesetzes“. Was das konkret bedeutet, bleibt allerdings in den Sternen. Das politische Hin und Her sorgt weiterhin für Unsicherheit und Fragen, die noch dringend geklärt werden müssen.
Die anhaltende Problematik zieht immer stärkere Kreise. Denn die Bürokratie im Energiesektor wird immer komplexer, wie auch Bild.de betont. Lion Hirth von der Berliner Hertie School fordert neben smarter Zählern den Ausbau von Batteriespeichern, um eine flexible Stromnutzung zu ermöglichen. Doch währenddessen verschenkt Deutschland seinen Solarstrom weiter ans Ausland. Wie lange das noch wirtschaftlich tragbar ist, bleibt abzuwarten.