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In einem aktuellen Interview äußerte sich Prof. Dr. Klaus Stüwe, Politikwissenschaftler und Vizepräsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, zur Entwicklung des Verhältnisses von Staat und Kirche im Vorfeld der Bundestagswahl. Stüwe warnte vor einer „Wahl im Affekt“ und unterstrich die Notwendigkeit eines unabhängigen Informationsaustauschs für eine funktionierende Demokratie, wie bistum-eichstaett.de berichtete.
Der Politikwissenschaftler beschrieb den aktuellen Wahlkampf als geprägt von verbaler Rohheit und Polarisierung, was durch Anschläge in mehreren Städten verstärkt wird. Stüwe beobachtet eine zunehmende politische und gesellschaftliche Polarisierung in Deutschland und anderen Demokratien, insbesondere in den Bereichen Zuwanderung, Wirtschaft und Klima. Er forderte die Wähler auf, sich nicht von dieser Polarisierung anstecken zu lassen und sich sorgfältig über die Parteien zu informieren, um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Das Verhältnis von Staat und Kirche
Stüwe hob die Bedeutung der Medien und unabhängiger Informationsangebote hervor, um ein umfassendes Bild der politischen Landschaft zu erhalten. In Bezug auf die politische Stellungnahme der Kirchen kritisierte er, dass diese nicht in die politische Arena eingreifen sollten. Trotz der im Grundgesetz festgelegten Trennung wies Stüwe darauf hin, dass das Verhältnis von Staat und Kirche in Deutschland von Partnerschaft geprägt ist.
Er erklärte, dass die Kirchen in sozialen und bildungspolitischen Bereichen einen wichtigen Beitrag leisten und der Staat von dieser Zusammenarbeit profitiert. Allerdings prognostiziert Stüwe, dass die Akzeptanz des bisherigen Verhältnisses von Staat und Kirche in Zukunft abnehmen könnte, da die Zahl der Gläubigen sinkt. In diesem Zusammenhang betonte er die Notwendigkeit, das Verhältnis von Staat und Kirche weiterzuentwickeln, um den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung zu tragen.
Die komplexe Beziehung zwischen Kirche und Staat wird auch in weiteren Analysen erörtert, die verschiedene Meinungen zur Trennung von Kirche und Staat thematisieren. Historisch waren Kirche und Staat im Mittelalter eng verbunden, was zu Spannungen führte. Mit der Aufklärung entstand ein neues Verständnis der Trennung von Kirche und Staat, das bis heute in vielen westlichen Ländern gültig ist, wie das-wissen.de feststellt.
Besondere Herausforderungen ergeben sich durch die politische Einmischung der Kirche in staatliche Angelegenheiten und die Finanzierung religiöser Einrichtungen durch den Staat. Trotz der rechtlichen und institutionellen Trennung gibt es nach wie vor Spannungen, insbesondere zu Themen wie Abtreibung und gleichgeschlechtlichen Ehen. Um die Zusammenarbeit zu verbessern, sind regelmäßige Dialoge und klare gesetzliche Regelungen notwendig.