SuhlThüringen

Gewalt auf Thüringer Bahnen: Dramatische Lage für Zugpersonal!

Ein besorgniserregender Vorfall im Reisezentrum des Erfurter Hauptbahnhofs hat die Diskussion um die Sicherheit von DB-Mitarbeitern in Thüringen erneut angeheizt. Die 52-jährige Mitarbeiterin Sandra erlitt einen Nervenzusammenbruch, nachdem sie von einem aggressiven Fahrgast bedroht wurde, der mit den Worten: „Wir sehen uns, ich warte draußen auf dich“ drohte. Der Vorfall steht exemplarisch für die zunehmende Gewalt und Aggressionen gegen Zugpersonal, die nach Angaben der Beschäftigten immer dramatischer werden.

Die Bahnstrecke Erfurt-Suhl-Meiningen wird zunehmend als „Bahnstrecke des Grauens“ bezeichnet, was sich in einem Brandbrief der Mitarbeiter der Süd-Thüringen-Bahn (STB) widerspiegelt. Dieser beschreibt das Reisen in den Zügen als ein „Schlachtfeld Fahrgastraum“, in dem Beleidigungen und Angriffe alltäglich sind. Bei einer kürzlich abgehaltenen Sicherheitskonferenz berichteten mehrere Zugmitarbeiter von gravierenden Vorfällen, darunter eine Zugchefin, die von einem Fahrgast gewaltsam an die Wand gedrückt wurde, während eine Kollegin von ihr eine schwere Gehirnerschütterung durch Schläge des Angreifers erlitt.

Gewaltdelikte und Sicherheitsmaßnahmen

Eine Umfrage unter 4.000 Mitarbeitern der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ergab, dass 82 Prozent der Befragten in ihrem Berufsalltag Anfeindungen erlebt haben. Die Bundespolizei berichtete über einen Anstieg der Gewaltdelikte in Bahnhöfen und Zügen um 42 Prozent im Vergleich zu 2019. In Reaktion auf diese Entwicklungen kündigte Thüringens Infrastruktur-Minister Steffen Schütz Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit an. Dazu zählen unter anderem der verstärkte Einsatz von Videotechnik und Sicherheitspersonal in neuen Verkehrsverträgen. Ab Mai 2025 sollen auf fast einer Million Fahrplankilometern zusätzlich Sicherheitskräfte mitfahren.

Die Diskussion über die Sicherheitslage wird zudem von Aussagen der Mitarbeiter angeregt, die betonen, dass Aggressionen und Übergriffe kein spezifisches Problem von Ausländern sind. Zugbegleiter Sven Körner berichtete, dass seine Anzeigen gegen Deutsche gerichtet waren. Die Bundespolizei erfasst die Nationalität der Tatverdächtigen bei Anzeigen: Bei Körperverletzungen waren 174 Deutsche, 18 Libyer und 13 Afghanen verdächtig, während bei Beleidigungen 153 Deutsche, 18 Libyer und 6 Afghanen zu den Verdächtigen zählten.

Die EVG-Umfrage zeigt, dass nahezu alle Befragten eine Doppelbesetzung (mindestens zwei Zugbegleiter pro Zug) befürworten. Die Gewerkschaft fordert zudem mehr Investitionen in die Infrastruktur, größere Kapazitäten in Zügen, sowie mehr Personal für Zugbegleiter. Weitere Forderungen umfassen eine Erweiterung des Paragrafen 115 des Strafgesetzbuchs auf Zugpersonal und eine Erhöhung von Budget und Personal für die Bundespolizei im Schienenverkehr. 90 Prozent der Umfrageteilnehmer sprachen sich zudem für den Einsatz von Bodycams aus.

Die Gesamtlage zeigt, dass Schwarzfahren nicht bagatellisiert werden sollte. Mitarbeiter berichteten von Problemen mit dem Sicherheitspersonal, insbesondere von Überforderung und schlechter Vorbereitung, besonders bei Subunternehmern. Diese Herausforderungen verdeutlichen die Notwendigkeit dringender Maßnahmen zur Sicherstellung eines sicheren Arbeitsumfeldes für die Beschäftigten der Bahn.