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Thüringen: Großes Batterie-Recyclingprojekt scheitert – Was nun?

In Thüringen musste ein geplantes Batterie-Recyclingwerk in Gera aufgrund bürokratischer Verzögerungen und Widerstände vor Ort aufgeben. Das Projekt, das von den Unternehmen SungEel HiTech und Samsung initiiert wurde, sollte alte Batterien mechanisch aufbereiten und dazu beitragen, die Abhängigkeit von Importen problematischer Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel zu verringern. Das Projektvolumen betrug rund 45 Millionen Euro, doch im März 2025 zogen sich die Investoren zurück, nachdem über 7000 Unterschriften gegen die Recyclingfabrik gesammelt worden waren. Kritiker äußerten Bedenken hinsichtlich potenzieller Umweltprobleme und hatten offene Fragen bezüglich des Betriebs der Anlage.

Der Stadtrat von Gera hatte dem Projekt grundsätzlich zugestimmt, doch die finale Genehmigung blieb aus, da das Vorhaben umfassende Umweltauflagen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes erfüllen musste. Oberbürgermeister Kurt Dannenberg bedauert das Scheitern und führt unklare Fragen als Problem an. Während die Weltmarktpreise für Nickel, Kobalt und Lithium fallen und die Nachfrage nach E-Auto-Batterien stagniert, investiert der Konkurrent CATL massiv in Thüringen. Der Branchenverband Automotive Thüringen sieht in der Absage des Projektes einen Rückschlag für die Automobilindustrie, während die Gewerbefläche in Gera im Besitz der Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) bleibt, die nach neuen Investoren sucht. SungEel HiTech plant, in Deutschland nach neuen Möglichkeiten für Batterierecycling zu suchen.

Recyclingkapazitäten in Europa

Die Situation in Thüringen spiegelt die allgemeinen Herausforderungen im Bereich des Lithium-Ionen-Batterierecyclings wider. Wie in einem aktuellen Bericht von Fraunhofer ISI hervorgehoben wird, reichen die Recyclingkapazitäten in Europa in der Regel nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken. Bis Ende 2023 sollen die Kapazitäten für erste Schritte des LIB-Recyclings auf 160.000 Tonnen pro Jahr an 37 Standorten steigen, und bis 2025 wird ein Anstieg auf 400.000 Tonnen pro Jahr erwartet.

Recyclingstandorte werden in „Spokes“ und „Hubs“ eingeteilt. Während Spokes die ersten Schritte des Recyclings durchführen, wie das Entladen, Demontieren und die mechanische Aufbereitung zu schwarzer Masse, übernehmen Hubs die Raffinierung dieser schwarzen Masse. In Europa ist jedoch nur knapp die Hälfte der Recyclingstandorte als Hubs klassifiziert, die wertvolle Rohstoffe zurückgewinnen können. Die Transportlogistik von Lithium-Ionen-Batterien zu Spokes gilt als Herausforderung, da sie als Gefahrgut klassifiziert sind.

Die geplanten Kapazitäten des Recyclings werden voraussichtlich den Bedarf an Recyclingbatterien und Produktionsausschüssen übersteigen, was darauf hindeutet, dass die Branche vor einem Wandel steht. Diese Entwicklungen stehen im Kontrast zu den jüngsten Entwicklungen in Thüringen, wo die hindernisreiche Genehmigungsphase einem Fortschritt im Recycling von Batterien entgegensteht.