Weimar

Bürger in Weimar wehren sich gegen umstrittene Ostumfahrung!

In Weimar gibt es seit über 20 Jahren Diskussionen über den Bau einer Ostumfahrung. Kritiker des Projekts äußern mittlerweile Bedenken, insbesondere bezüglich der finanziellen Belastungen für die Stadt. Laut MDR muss die Stadt nicht nur Zubringerstraßen wie die Dürrenbacher Hütte und die Eduard-Rosenthal-Straße unterhalten, sondern auch ausbauen. Es gibt Befürchtungen, dass die Umwidmung der B7 in der Innenstadt zusätzliche Kosten nach sich ziehen könnte, die von der Stadt getragen werden müssten. Kritiker schätzen diese jährlichen Kosten auf etwa eine Million Euro.

Aktuell werden 90 Prozent des Stadtbudgets für feste Ausgaben benötigt, sodass zusätzliche Kosten aus den verbleibenden 10 Prozent gedeckt werden müssten. Das würde Kürzungen bei Kultur- und Sozialausgaben nach sich ziehen und den Spielraum für Investitionen erheblich einschränken. Zweifel wurden zudem an der Nutzenbewertung der als „Variante 1“ bezeichneten Umgehungsstraße laut, da die Deutsche Post diese nicht für ihr neues Verteilzentrum benötigt; ein Sprecher der Post bestätigte, dass das bestehende Straßennetz ausreiche.

Uneinigkeit über den weiteren Verlauf

Laut Thüringen24 hat der Bundestag den Bundesverkehrswegeplan 2030 beschlossen, welcher das Projekt im vordringlichen Bedarf einordnet und 25 Millionen Euro für den Bau der Straße bereitstellt. Allerdings gibt es Uneinigkeit über den Trassenverlauf zwischen Stadtrat, Ministerium und Stadtverwaltung sowie unter den Einwohnern. Während die B7 direkt durch Weimar führt und diese häufig unter Staus und Lärmproblemen leidet, fordern Anwohner eine Umgehungsstraße, um den Verkehr besser um die Stadt herumzuführen.

Aktuell stehen zwei Hauptvarianten zur Diskussion: Variante 1, die durch Tiefurt führt, und Variante 3+, die Weimar umfahren soll. Der Stadtrat hatte sich im Jahr 2000 für die Variante 1 entschieden, wählte jedoch für die nächste Planung im Jahr 2023 die Variante 3+. Oberbürgermeister Stefan Wolf (SPD) sieht geringen Bedarf für eine Umgehungsstraße und bevorzugt hierbei die Variante 3+, gewichtet jedoch auch, dass 90% des Verkehrs Quell-Ziel-Verkehr sind, was nur eine geringe Entlastung mit sich bringen würde.

Anwohner in Tiefurt, das als Touristenmagnet gilt und durch den UNESCO-Weltkulturerbetitel geschützt ist, zeigen sich aktiv gegen die Variante 1. Der Ortsteilbürgermeister Jörg Rietschel (SPD) berichtet von einem Rückgang des Verkehrsaufkommens in den vergangenen Jahren. Tiefurt plant, die UNESCO zu kontaktieren, um den Weltkulturerbetitel zu schützen. In der politischen Landschaft ist auch die Grüne Stadtratsfraktion, die die Ostumfahrung ablehnt und eine nachhaltige Verkehrspolitik fordert. Ministerin Birgit Keller (Linke) sieht ebenfalls Schwierigkeiten bei der Realisierung des Projekts und betont, dass der Ministerium die Aufträge für weitere Planungen erst ab 2017 erteilen kann.

Über die Möglichkeit, in die Elektrifizierung der Bahnverbindung zwischen Weimar und Jena zu investieren, wird ebenfalls nachgedacht. Gleichzeitig möchte Tiefurt weiterhin Druck auf die Politiker ausüben und aktiv gegen die Umgehung kämpfen.