
In einer jüngst getroffenen Entscheidung hat die internationale Unesco-Kommission den Nachlass des Philosophen Friedrich Nietzsche als Weltdokumentenerbe anerkannt. Diese Entscheidung wurde bei einer Sitzung in Paris verkündet und stellt einen bedeutenden Schritt zur Erhaltung und Anerkennung Nietzsches umfangreicher Manuskripte, Briefe und seiner 1.400-bändigen Privatbibliothek dar, die größtenteils in Weimar aufbewahrt werden.
Die Initiative zur Anerkennung geht auf die Zusammenarbeit mehrerer Institutionen zurück, darunter die Klassik Stiftung Weimar, die Universitätsbibliothek, das Staatsarchiv Basel sowie die Stiftung Nietzsche-Haus in Sils Maria. Der Nachlass hat seine Wurzeln in den Sammlungen von Elisabeth Förster-Nietzsche, die seit 1894 für die Verwaltung der Dokumente zuständig war. Helmut Heit, der Leiter des Nietzsche-Kollegs, bezeichnete die Aufnahme in das Weltdokumentenerbe als große Ehre und Anerkennung der kulturellen Bedeutung Nietzsches.
Anerkennung und Herausforderungen
Die Ernennung zum Weltdokumentenerbe bringt auch Verpflichtungen mit sich: Die beteiligten Institutionen müssen die Sicherstellung und langfristige Erhaltung des Bestands in Weimar gewährleisten. Der Zustand von Nietzsches Papiere und Bibliothek ist derzeit prekär, weshalb Restaurierungsprojekte an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vorbereitet werden. Der Nachlass ist bislang größtenteils unzugänglich, steht jedoch bei wissenschaftlichem Interesse zur Verfügung.
Die deutsche UNESCO-Kommission hatte den Vorschlag zur Aufnahme von Nietzsches Nachlass in das Weltdokumentenerbe eingereicht. Joachim-Felix Leonhard, Vorsitzender des deutschen Nominierungskomitees, bezeichnete die Handschriften Nietzsches als wichtige Zeugnisse der Zivilisation, die von großer kultureller Bedeutung sind. Diese Entscheidung reiht sich in die bereits bestehenden Einträge im UNESCO-Register „Memory of the World“ ein, das 496 Einträge umfasst, darunter auch den Nachlass von Johann Wolfgang von Goethe und Texte von Martin Luther.
Zur weiteren Unterstützung der Forschung und Edition von Nietzsches Werk fand ein öffentlicher Workshop des Kolleg Friedrich Nietzsche statt. Dieser Workshop befasste sich mit den aktuellen Entwicklungen in der Nietzscheforschung und zielte darauf ab, die zukünftige Erforschung des Nachlasses zu fördern. Die Veranstaltung beleuchtete die Themen zur digitalen Edition seiner Werke und fand in Weimar statt.
Weitere Informationen zu den Ereignissen rund um den Nietzsche-Nachlass können unter MDR sowie Klassik-Stiftung nachgelesen werden.