
Hedwig Richter, eine renommierte Demokratie-Historikerin, hat die jüngsten Vergleiche der aktuellen politischen Situation mit der Weimarer Republik scharf kritisiert. In einem Bericht auf fundscene.com erläuterte sie, dass diese Vergleiche irreführend seien, da die Probleme der heutigen Zeit grundlegend anders gelagert sind. Richter stellte fest, dass während der Weimarer Republik massive Armut und Hunger herrschten, heute vielmehr Herausforderungen wie Globalisierung, Migration und Klimawandel schnelle gesellschaftliche Veränderungen erfordern.
Richter, die als Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München tätig ist, ist der Meinung, dass Demokratien grundsätzlich in der Lage sind, aktuelle Krisen zu bewältigen. Dennoch sieht sie einen Mangel an Mut seitens der demokratischen Parteien, die Bevölkerung aktiv in den politischen Prozess einzubinden. Sie lehnt Forderungen nach mehr direktdemokratischen Elementen ab und argumentiert, dass moderne, differenzierte Gesellschaften kaum zu direktdemokratischen Entscheidungsprozessen fähig seien. Ihrer Ansicht nach können normale Bürger aufgrund ihrer beruflichen Verpflichtungen nicht die notwendige Expertise in alle Themen erwerben, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Direkte Demokratie in der Weimarer Republik
Die Weimarer Republik stellte einen historischen Versuch dar, Elemente der direkten Demokratie in Deutschland zu etablieren. In der Weimarer Verfassung wurde der Bevölkerung das Recht auf Volksgesetzgebung eingeräumt, wie de.wikipedia.org berichtet. Ein Volksbegehren konnte mit Unterschriften von mindestens 10% der Wahlberechtigten dem Reichstag vorgelegt werden. Wurde es vom Parlament abgelehnt, folgte ein Volksentscheid, der eine Beteiligung von mindestens 50% des Wahlvolkes erforderte.
Insgesamt fanden auf Reichsebene nur drei Volksbegehren statt, von denen zwei bis zum Volksentscheid gelangten, jedoch das Beteiligungsquorum nicht erreichten. Eines der bekanntesten scheiterte 1926 am Beteiligungsquorum. Zwar war die Einführung dieser Elemente ein Versuch, die politische Akzeptanz zu erhöhen und das Volk politisch zu bilden, jedoch blieb ihre tatsächliche Umsetzung begrenzt. Die hohen Beteiligungsquoren führten häufig zu Boykottaufrufen von Gegnern.