
In Berlin hat das Restaurant „Gut Hesterberg“ im Rathaus-Center Pankow nach über 20 Jahren geschlossen. Die Schließung fand am 26. Februar statt und trifft auf Bedauern bei der Firmenchefin Karoline Hesterberg. Ihr Restaurant war bekannt für traditionelle deutsche Gerichte, darunter Gulasch, Fleischwurst und Braten mit Kohl und Kartoffeln. Hesterberg gab als Hauptgrund für die Schließung den hohen wirtschaftlichen Druck auf das Fleischerhandwerk in Deutschland an.
Karoline Hesterberg beschreibt die schmerzhafte Entscheidung als Teil des „Sterbens der Handwerksbetriebe“. Trotz der Beliebtheit und Etabliertheit des Lokals war die wirtschaftliche Lage nicht mehr tragbar. Nach der Schließung plant das Unternehmen, sich verstärkt auf den Verkauf von Fleischprodukten zu konzentrieren und die Landwirtschaft sowie Produktionsstätten in Neuruppin auszubauen. Dies geschieht in Anbetracht einer angespannten wirtschaftlichen Situation in der Branche.
Hintergründe zur Schließung
Die Schließung von „Gut Hesterberg“ wird als symptomatisch für die Herausforderungen im Fleischerhandwerk betrachtet. Neben dem hohen wirtschaftlichen Druck kämpfen viele kleine Betriebe mit Umsatzrückgängen, die teilweise durch veränderte Essgewohnheiten sowie den Einfluss vegetarischer und veganer Alternativen bedingt sind. In einer Umfrage des Deutschen Fleischer-Verbands berichteten 45 % der befragten Betriebe von Umsatzverbesserungen im Jahr 2023, während ein Drittel jedoch Umsatzrückgänge verzeichnete.
Die Branche sieht sich zudem mit einem drastischen Rückgang der Ausbildungszahlen konfrontiert. Im Jahr 2023 gab es nur noch rund 2.300 Auszubildende im Fleischerhandwerk, was einem Rückgang von etwa 5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Gleichzeitig fehlen der Branche etwa 250.000 Fachkräfte. Der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland ist von über 60 kg pro Jahr (2018) auf 51,6 kg gesunken, was auf einen wachsenden Trend hin zu verantwortungsvollem Konsum hindeutet.
Die Schließung von „Gut Hesterberg“ könnte als Wendepunkt für neue Strategien in der Branche gewertet werden, in der innovative Lösungen wie Fleisch-Automaten und spezielle Lieferservices zunehmend in Betracht gezogen werden. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, appelliert an die Gesellschaft, die Branche mehr anzuerkennen und zu unterstützen.
Für viele kleine Handwerksbetriebe im Fleischerhandwerk bleibt die Zukunft ungewiss.