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Zukunft der Buchhandlung in Rotenburg: Wer rettet den Kulturort?

Am 1. Februar 2025 wird die Buchhandlung „C. J. Müller‘s Buchhandlung“ in der Goethestraße, Rotenburg (Wümme), ihren 150. Geburtstag feiern. Die Inhaberin Cornelia Mansfeld, die seit 16 Jahren die Geschäfte führt, betrachtet die Buchhandlung nicht nur als Verkaufsstelle, sondern auch als Ort der Kultur und des Austauschs. Die Feierlichkeiten zum Jubiläum umfassen verschiedene Veranstaltungen, darunter eine Buchvorstellung und musikalische Darbietungen. Am 4. Februar wird Autorin Katrin Hörnlein eine Veranstaltung zu Astrid Lindgren abhalten, gefolgt von einer Lesung am 22. Februar, bei der Mansfeld über die Weimarer Gesellschaft sprechen wird.

In Anbetracht ihrer Pläne, die Buchhandlung in diesem Jahr zu übergeben, sucht Mansfeld einen geeigneten Nachfolger. Sollte es keine interessierten Nachfolger geben, droht eine Schließung des traditionsreichen Buchladens. An den potenziellen neuen Inhaber werden spezifische Anforderungen gestellt: Interesse an Büchern, ein Gespür für Menschen sowie kaufmännisches Know-how sind essenziell. Mansfeld, die sich auch im Verein „Buy local“ engagiert und der kulturellen Szene der Stadt viel bedeutet, plant, nach der Übergabe mehr Zeit mit Lesen, Kunstgeschichte und Reisen zu verbringen. Niedersachsens Buchhandlung des Jahres 2024 wurde jedoch nicht in Rotenburg gewählt, sondern in einem anderen Ort.

Die Geschichte der Thelemann’schen Buchhandlung in Weimar

Die Thelemann’sche Buchhandlung in der Schillerstraße 15 in Weimar hat über ein ganzes Jahrhundert Geschichte geschrieben. Im Jahr 1908 übernahm Gustav Kiepenheuer die Buchhandlung, wobei er 1909 in Weimar auch seinen eigenen Verlag gründete, der zunächst klassische Literatur veröffentlichte. Marie Luise Kaschnitz begann dort 1921 ihre Lehre als Buchhändlerin. Nach einem Umzug nach Potsdam im Jahr 1919 erschien dort Kiepenheuers erste bedeutende Sammlung expressionistischer Dichtung mit dem Titel „Kameraden der Menschheit“.

Kiepenheuer kehrte 1945 nach Weimar zurück und versuchte 1947, gemeinsam mit Joseph Caspar Witsch eine Neugründung. Nach Kiepenheuers Tod 1949 gab es eine schmerzhafte Trennung: Während im Osten der verstaatlichte Kiepenheuer-Verlag entstand, gründete sich im Westen der Verlag Kiepenheuer & Witsch. Die Thelemann’sche Buchhandlung in der Rittergasse 21 blieb jedoch bestehen und wurde ab 1954 von Katharina Becker geleitet, die nebenbei auch eine Leihbücherei betrieb und Grafiken sowie Antiquitäten verkaufte. Unter Ursula Botta, die die Buchhandlung 1988 übernahm, wurde sie bis zu ihrem Ruhestand 2014 weitergeführt. Im April 2014 kam schließlich das Aus für die Buchhandlung, als Ursula und Rainer Botta die Geschäfte aufgrund der großen Konkurrenz durch Buchhandelsketten und das Internet aufgaben, wie [Literaturland Thüringen](https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/die-spur-der-vertriebenen-die-kehrseite-von-weimar/rittergasse-21-die-thelemannsche-buchhandlung-von-gustav-kiepenheuer/) berichtete.