
Der Krieg hat die Rolle der Frauen in der Ukraine revolutioniert – vom Familienoberhaupt zur Soldatin!
Inmitten des Chaos und der Zerstörung hat sich eine bemerkenswerte Transformation vollzogen: Frauen in der Ukraine stehen an der Front, kämpfen für ihr Land und übernehmen entscheidende Rollen in der Gesellschaft. Kateryna Zarembo, eine ehemalige Politikwissenschaftlerin, hat ihren akademischen Traum gegen den Dienst als Sanitäterin an der Front eingetauscht. Mit vier Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren jongliert sie zwischen Familie und dem Einsatz für ihr Land.
„Die Zukunft der Ukraine liegt in den Händen unserer Armee“, erklärt Zarembo entschlossen. Ihre Worte sind ein Aufruf zur Selbstständigkeit und zum Handeln. In ihrem Hospitallers Medical Battalion, das sich aus überwiegend weiblichen Mitgliedern zusammensetzt, leisten sie erste Hilfe für Verwundete nur wenige Kilometer von der Frontlinie entfernt. Diese mutigen Frauen sind ein lebendiges Beispiel dafür, wie sich die Rolle der Frauen in der ukrainischen Verteidigung gewandelt hat.
Ein Anstieg der Frauen in der Armee
Die Zahlen sprechen für sich: Von 52.000 Frauen zu Beginn der russischen Invasion sind mittlerweile über 70.000 in den ukrainischen Streitkräften aktiv. Über 20.000 von ihnen sind in Kampfrollen, und 5.500 kämpfen direkt in den Schützengräben. „Es gibt keine Wehrpflicht für Frauen. Sie sind alle freiwillig eingetreten“, sagt die Abgeordnete Yevheniia Kravchuk. Viele von ihnen haben persönliche Gründe, sich dem Kampf anzuschließen – sei es aus Rache für gefallene Angehörige oder aus dem Wunsch, ihr Land zu verteidigen.
„Die Zukunft könnte ein Jahrzehnt der Kriege sein“, warnt Lesya Orobets, deren Ehemann an der Front kämpft, während sie das Familienunternehmen leitet. Ihre Töchter lernen bereits, wie man schießt, um sich auf eine unsichere Zukunft vorzubereiten. „Jeder sollte militärische Fähigkeiten haben, unabhängig vom Geschlecht“, betont sie.
Die Zeit der „unsichtbaren Bataillone“ ist vorbei. Früher wurden Frauen, die in Kampfpositionen wie Scharfschützen oder Granatwerfer tätig waren, oft als Köchinnen oder Sanitäterinnen geführt. Doch seit 2017 können Frauen offiziell in Kampfrollen und alle militärischen Ränge einsteigen. „Das hat nicht nur neue Möglichkeiten eröffnet, sondern auch die Anerkennung für die Leistungen der Frauen erhöht“, sagt Orobets.
Frauen an der Spitze der Verteidigung
Die Rolle der Frauen beschränkt sich nicht nur auf das Schlachtfeld. Sie sind auch in der Politik und im öffentlichen Dienst aktiv. Olena Tregub, Leiterin der Antikorruptionskommission der Ukraine, hebt hervor, dass viele Transparenzbehörden von Frauen geleitet werden. „Diese Frauen sind während des Krieges gekommen und helfen, Ressourcen dorthin zu lenken, wo sie gebraucht werden“, erklärt sie.
Die Frauen kämpfen nicht nur an der Front, sondern auch für die wirtschaftliche Stabilität des Landes. Sie haben 61 Prozent der Kredite für kleine und mittlere Unternehmen in der Ukraine beantragt und 59 Prozent dieser Unternehmen gegründet. „Wir kämpfen gegen die Deportation unserer Kinder nach Russland und gegen die Vergewaltigung und Tötung unserer Frauen“, sagt Zarembo, und verdeutlicht damit die Dringlichkeit und den Ernst der Lage.
„Es geht nicht nur um die Grenzen von 1991. Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, gibt es die Ukraine nicht mehr“, schließt sie mit eindringlichen Worten. Diese Frauen sind nicht nur Soldatinnen, sondern auch die Säulen einer Nation, die sich gegen die Aggression behauptet.