Europa

Polens Präsidentschaftswahl: Wer stoppt den Anti-Migrationskurs?

Die beiden Hauptkandidaten mögen in der EU uneins sein, doch eines eint sie: die Abneigung gegen Migranten.

Am Sonntag wird Polen entscheiden! Die beiden Hauptkontrahenten im Präsidentschaftswahlkampf haben sich in dieser Woche in einem hitzigen Schlagabtausch über Europa und persönliche Angriffe geworfen, während sie um die Gunst der unentschlossenen Wähler buhlen. Wer wird die Nachfolge von Präsident Andrzej Duda antreten, dem nationalkonservativen Führer der Partei Recht und Gerechtigkeit, in einer Zeit, in der das Nachbarland Ukraine gegen Russland kämpft? Die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Präsident ist entscheidend für die Umsetzung von Reformen!

Rafal Trzaskowski, der Kandidat der regierenden Mitte-Rechts-Partei Bürgerplattform, wirkte bei seiner Wahlveranstaltung am Dienstag in Krakau sichtbar erschöpft. Doch die Menge jubelte ihm zu, während die blauen EU-Flaggen neben den rot-weißen polnischen wehten. „Ehrlichkeit und Menschlichkeit sind die wichtigsten Werte“, rief Trzaskowski und erinnerte seine Widersacher an die Bedeutung von Anstand und Selbstlosigkeit.

Ein skandalöser Vorwurf

Der Angriff auf seinen Konkurrenten Karol Nawrocki, einem unabhängigen Kandidaten, der von der Opposition unterstützt wird, war nicht zu überhören. Trzaskowski bezog sich auf einen Vorwurf, Nawrocki habe eine Wohnung in Danzig von einem älteren Mann gekauft, um ihm Pflege zu versprechen – ein Versprechen, das nicht eingehalten wurde. Der Mann landete schließlich in einem Pflegeheim. Nawrocki konterte, dass er die Wohnung an eine Wohltätigkeitsorganisation spenden werde und warf Trzaskowski vor, während seiner Amtszeit als Bürgermeister Familien aus staatlichen Unterkünften in Warschau vertrieben zu haben.

Nawrockis Wahlkampfveranstaltung in Zabrze nahm eine andere Wendung: Gemeinsam mit dem ultranationalistischen George Simion, dem Sieger der ersten Runde der rumänischen Präsidentschaftswahlen, griff er die EU an. „Gemeinsam mit Rumänien werden wir ein Europa der Heimatländer aufbauen, in dem wir die EU daran hindern, Polen und Rumänien zu Provinzen zu machen“, verkündete Nawrocki. Simion und die Menge skandierten „Donald Trump!“ und bezeichneten den US-Präsidenten als „Symbol des Kampfes für Freiheit“.

Anti-Migrant-Rhetorik im Wahlkampf

In diesem Wahlkampf haben beide Kandidaten ihre Positionen in Bezug auf Migranten verschärft. Nawrocki hat sich von der bisherigen Wohlfahrtsstaatspolitik seiner Partei entfernt und setzt nun auf eine Botschaft des freien Marktes. Trzaskowski hingegen hat sich in Bezug auf Frauen- und LGBTQ-Rechte zurückgehalten und verspricht, die Sozialleistungen für arbeitslose Ukrainer zu kürzen, die vor dem Krieg in Polen Zuflucht gesucht haben.

Die Sicherheits- und Anti-Migrant-Rhetorik ist ein zentrales Thema in diesem Wahlkampf. Beide Kandidaten nähern sich den Ansichten des populistischen Slawomir Mentzen, der Migranten, die aus Belarus kommen, als Bedrohung sieht. „In Umfragen zeigt sich ein sichtbarer anti-ukrainischer Trend, der soziale und wirtschaftliche Wurzeln hat“, erklärt der Politologe Bartosz Rydlinski. „Die Polen sind nicht wütend auf die Ukrainer, weil sie nicht Polnisch sprechen, sondern empfinden eine ungerechte Belastung durch die begrenzten öffentlichen Dienstleistungen.“

Die Wähler fordern Veränderung! „Ich möchte in einem normalen Land leben, in dem meine Tochter aufwachsen kann“, sagt die Unternehmerin Anna Szol auf Trzaskowskis Veranstaltung. Sie unterstützt die strengen Maßnahmen an der polnisch-belarussischen Grenze und sieht sie als notwendig an, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Doch die Frage bleibt: Wer wird die Reformen vorantreiben? Der Gewinner dieser Wahl wird entscheidend sein für die aktuelle Regierung, die durch die Vetomacht des derzeitigen Präsidenten in ihren Reformbestrebungen behindert wird. Der Ausgang dieser Wahl könnte die politische Landschaft Polens für die kommenden Jahre prägen.