
Indonesiens Menschenrechtsminister Natalius Pigai hat einen Vorschlag für ein Gesetz zur Religionsfreiheit unterbreitet, das darauf abzielt, Diskriminierungen von Minderheiten in dem mehrheitlich muslimischen Land zu beenden. Pigai äußerte am 14. März, dass sich der Vorschlag derzeit im Diskussionsstadium befinde und hofft, dass dieses Gesetz Indonesiens Position im Demokratieindex verbessern könnte. Indonesien wurde im jüngsten Bericht der Economist Intelligence Unit als „mangelhafte Demokratie“ eingestuft. Der Gesetzentwurf könnte nicht nur die sechs offiziell anerkannten Religionen – Islam, Protestantismus, Katholizismus, Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus – berücksichtigen, sondern auch andere Glaubensrichtungen einbeziehen.
Der Vorschlag findet breite Unterstützung, insbesondere von der größten Organisation gemäßigter Muslime, Nahdlatul Ulama, die etwa 80 Millionen Anhänger zählt. Deren Vorsitzender, Yahya Cholil Staquf, fordert die Reduzierung von Konflikten zwischen den Religionen. Auch Bonar Tigor Naipospos vom Setara Institute for Democracy and Peace hat den Vorschlag begrüßt und betont das Recht der Bürger auf freie Religionswahl. Dennoch gibt es Kritik, insbesondere von Mafirion, einem Abgeordneten der Kommission für religiöse Angelegenheiten, der auf die bereits bestehende Garantie der Religionsfreiheit in der Verfassung von 1945 hinweist und Fragen zur Gewährleistung stellt, dass ein neues Gesetz keine Verletzungen der Religionsfreiheit zur Folge hat.
Aktuelle Lage der Religionsfreiheit in Indonesien
Indonesien hat rund 280 Millionen Einwohner, von denen 87 Prozent Muslime sind. Im Jahr 2023 wurden 217 Verstöße gegen die Religions- und Glaubensfreiheit registriert, was einen Anstieg gegenüber 175 Fällen im Vorjahr darstellt. Besonders betroffen von der aktuellen Situation sind die rund acht Millionen Katholiken, die weniger als drei Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Wie Deutschlandfunk Kultur berichtet, ist Indonesien das größte muslimische Land der Welt mit rund 220 Millionen Muslimen. Über 10 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zu anderen Religionen, einschließlich evangelischer und katholischer Christen, Hindus und Buddhisten. Der indonesische Staat garantiert zwar die Religionsausübung, jedoch hat der sunnitische Islam Vorrang. Judentum wird nicht geduldet, und die Religionsfreiheit ist auf fünf Religionen beschränkt.
Die aktuelle Situation zeigt, dass trotz der gesetzlichen Garantien eine komplexe Realität für die verschiedenen Glaubensgemeinschaften besteht. Es gibt Bestrebungen, ein friedliches Zusammenleben zu fördern, jedoch beobachten Experten eine Radikalisierung sowohl im Islam als auch im Christentum. Zwei große islamische Organisationen, Nahdatul Ulama und Muhammadiyah, setzen sich aktiv für einen interreligiösen Dialog ein.