
Die Comiczeitschrift „Mosaik“ war in der DDR äußerst beliebt und oft schnell ausverkauft. Ein Merkmal war die ungewisse Verfügbarkeit, da Verkäuferinnen unterschiedlich auf die Nachfrage reagierten. Der Comic bot den Lesern Abenteuer mit den Figuren Dig, Dag und Digedag und ermöglichte ihnen Reisen in verschiedene Länder und Zeiten. Diese Reisen wurden als „Tor zur Welt“ beschrieben, da sie Erlebnisse boten, die in der sozialistischen Realität nicht möglich waren.
Wie MDR berichtete, war nach 37 Ausgaben eine Einstellung des „Mosaik“ geplant, die in einem Abschiedsheft angekündigt wurde. Das Titelblatt der letzten Ausgabe im Dezember 1959 informierte die Leser über das Ende des Comics und beinhaltete eine Botschaft der Digedags. Die drohende Einstellung hätte bedeutende Geschichten und Abenteuer, wie Reisen ins Weltall oder nach Venedig, verhindert.
Neuigkeiten aus dem Nachlass von Hannes Hegen
In den letzten Jahren wurden in Hannes Hegens Nachlass, dem Erfinder von „Mosaik“, zwei verschollen geglaubte Hefte aus dem Jahr 1963 gefunden. Diese Manuskripte wurden nicht veröffentlicht, da der DDR-Verlag Junge Welt die darin enthaltene Handlung zunehmend kritisch sah. Am 16. Mai, dem 100. Geburtstag von Hegen, wird eine der beiden Episoden posthum erscheinen, wie Süddeutsche berichtete.
Das Heft trägt den Titel „Duell an der Newa“ und gehört zu einer Erfinderserie, in der die Hauptfiguren auf verschiedene Erfinder von der Antike bis ins späte 19. Jahrhundert treffen. Der Verlag Junge Welt kritisierte, dass die Erfinder eher dem gehobenen Bürgertum entstammten und nicht die Leistungen der Arbeiterklasse verkörperten. Diese Geschichten wurden als zu klamaukig angesehen, was zu einer Forderung nach mehr Ernsthaftigkeit und einem Bezug zur Arbeiterbewegung führte.
Im Jahr 1963 wurde Druck auf Hannes Hegen ausgeübt, der dazu führte, dass er das Konzept änderte und die Runkel-Serie entwickelte. Zwischen 1955 und 1975 schuf Hegen mit der Comic-Serie der Digedags insgesamt 223 Hefte. Die Erfinderserie wurde 1964 vorzeitig abgebrochen, und bereits fertige Manuskripte und Entwürfe wurden im Archiv von Hegen bewahrt. Ulf S. Graupner und Steffen Jähde haben die Episode „Duell an der Newa“ aus Hegens Nachlass neu umgesetzt. Die Zeichnungen wurden traditionell per Hand erstellt und anschließend digital zusammengefügt und koloriert.
Das neue Heft erscheint als Mai-Special zusätzlich zur regulären „Mosaik“-Ausgabe, die erstmals im Dezember 1955 in Ost-Berlin erschien und bis zum Mauerfall immer sofort vergriffen war. Hegens Helden führten die Leser nicht in sozialistische Propaganda, sondern in verschiedene Zeitepochen. Hegen zog 1975 aus dem Streit mit dem FDJ-Verlag Junge Welt und damit das Ende der Digedags nach 229 Heften ins Privatleben zurück. Für das „Mosaik“ wurden anschließend drei neue Helden, die Abrafaxe, geschaffen, die bis heute monatlich erscheinen. Hegen starb im November 2014 im Alter von 89 Jahren und ist bis heute eine prägende Figur für die deutsche Comiclandschaft.