
Ameisen werden als die Krone der Schöpfung unter den Insekten betrachtet und zeichnen sich durch ihre beeindruckenden Bauten sowie eine komplexe Organisation aus. Obwohl Bienen allgemein als nützlich angesehen werden, haben Ameisen in der öffentlichen Wahrnehmung oft den Ruf von Schädlingen. Der emeritierte Zoologe Jürgen Tautz tritt dafür ein, Bienen und Ameisen als gleichwertige Nützlinge zu betrachten. In seinem Buch „Waldameisen – Superheldinnen auf sechs Beinen“ richtet Tautz sich an ein breites Publikum und hebt die Bedeutung der Ameisen hervor.
Ameisen existierten bereits zur Zeit der Dinosaurier und könnten unter Umständen die Menschheit überleben. Tautz beschreibt das Leben der Waldameisen als unauffällig, jedoch gut organisiert. Diese Insekten bilden arbeitsteilige Gemeinschaften, setzen Pheromone zur Kommunikation ein und bauen straßenähnliche Transportwege. Der Ameisenforscher Edward O. Wilson betont, dass Ameisen für den Menschen näher stehen als Affen. Die Eusozialität, die mehrere Generationen und spezialisierte Kasten umfasst, ist ein Zeichen für die Fähigkeit der Ameisen, sich als Teil eines größeren Ganzen zu sehen.
Die Rolle der Ameisen in der Natur
Tautz beschreibt die Rolle der Ameisen in der Natur als „Kunst am Bau“ und verleiht ihnen den Titel tierische Hochkulturen. Zu den bedeutsamen Arten in Europa zählen die Rote Waldameise (Formica rufa) und die Kahlrückige Waldameise (Formica polyctena). Diese Lebewesen sind physisch beeindruckend und können das Zehnfache ihres Körpergewichts tragen sowie hohe Geschwindigkeiten erreichen. Waldameisenkolonien spielen eine essentielle Rolle im Ökosystem und werden von Tautz als „Gesundheitspolizei“ bezeichnet, die im Kampf gegen das Artensterben und den Klimawandel unverzichtbar sind.
In einem ergänzenden Kontext erklärt ein Bericht von die Presse die Behindernisse und Erfolge der Eusozialität, einem besonderen tierischen Zusammenleben. Bei den Ameisen verzichten die Individuen oft auf ihre eigene Fortpflanzung, um der Königin bei der Aufzucht ihrer Nachkommen zu helfen. Diese Form des Zusammenlebens ist selten, jedoch äußerst erfolgreich. Die Gesamtmasse aller Ameisen übersteigt die aller Wirbeltiere außer den Menschen.
Die Theorie der „inklusiven Fitness“, entwickelt von J.B.S. Haldane und W.D. Hamilton in den 1950er und 60er Jahren, versucht, diesen altruistischen Verhaltensweisen gerecht zu werden. Haldanes berühmter Slogan impliziert, dass es individueller Vorteil sein kann, für Verwandte zu kämpfen. Der Altruismus bei Ameisen wird somit als genetisch begründet betrachtet, da es effizienter ist, der Königin zu helfen, anstatt eigene Nachkommen zu zeugen. Martin Nowak kritisiert diese Theorie jedoch und schlägt vor, dass Eusozialität besser durch natürliche Selektion erläutert werden kann.
Die genetische Verbindung bei Ameisen und Bienen spielt eine bedeutende Rolle in der Entwicklung von Eusozialität. Obwohl noch kein spezifisches „eusoziales Gen“ identifiziert wurde, sind Gene bekannt, die das Sozialverhalten beeinflussen. Nowaks Forschung zeigt, dass die Entstehung der Eusozialität ein langsamer Prozess ist, der einmal etabliert jedoch beständig bleibt. Menschen können nur als „loosely“ eusozial bezeichnet werden, da sie anderen helfen, sich zu reproduzieren, jedoch nicht als „Superorganismus“ agieren wie Ameisen oder Bienen.