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Gigantische Materiestrahlen im frühen Universum entdeckt!

Wissenschaftler haben einen gigantischen Materiestrahl entdeckt, der über 200.000 Lichtjahre lang ist. Dieser Jet stellt den bislang längsten bekannten Jet aus der Frühphase des Universums dar. Die Entdeckung wurde von einem internationalen Forschungsteam mit Hilfe der LOFAR-Antennenanlage in Europa gemacht und zeigt, dass der Jet entstanden ist, als das Universum gerade einmal 1,2 Milliarden Jahre alt war. Das Ziel dieser Forschung ist es, Quasare mit kräftigen Radio-Jets im jungen Universum zu identifizieren, da Quasare als die hell leuchtenden Kerne von Galaxien betrachtet werden, die große Schwarze Löcher enthalten.

Die Galaxie J1601+3102, aus der der Materiestrahl stammt, liegt 12,6 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt ein Schwarzes Loch mit einer Masse von 450 Millionen Sonnenmassen. Solche Schwarzen Löcher haben die Fähigkeit, Gas aus ihrer Umgebung anzuziehen, welches sich in heißen Akkretionsscheiben sammelt und Temperaturen von bis zu 100.000 Grad Celsius erreichen kann. Ein Teil dieses heißen Gases entweicht und bildet die Materiestrahlen, die ins All geschossen werden. Während Jets in vielen leuchtenden Galaxienkernen beobachtbar sind, scheint es, dass sie bei weit entfernten Galaxien seltener und kürzer ausgeprägt sind. Diese Beobachtungen legen nahe, dass Jets im jungen Cosmos möglicherweise schwerer aufzuspüren sind, da die kosmische Hintergrundstrahlung die Radiostrahlung von weit entfernten Objekten abschwächt, wie es auch die Ergebnisse der [Welt](https://www.welt.de/wissenschaft/article255385292/Weltall-Forscher-finden-massiven-Materiestrahl-aus-Fruehphase-des-Universums.html) verdeutlichen.

Einfluss von Materiestrahlen auf die Galaxienentwicklung

Ein weiteres Forschungsteam hat ebenfalls beeindruckende Erkenntnisse zu Materiestrahlen gewonnen. Es wurde festgestellt, dass ein supermassereiches Schwarzes Loch Materie in zwei gebündelten Jets über eine Strecke von 23 Millionen Lichtjahren ins All schleudert. Diese Entdeckung, die in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass solche Jets die Entstehung von Galaxien in der Umgebung deutlich stärker beeinflussen als bisher angenommen. Im Zentrum nahezu aller Galaxien befinden sich Schwarze Löcher, die millionen- oder milliardenfach schwerer sind als die Sonne.

Schwarze Löcher ziehen Gas aus ihrer Umgebung an und nehmen an Masse zu, während ein Teil des Gases in Form von heißen Plasma-Jets ins All katapultiert wird. Dabei war die bisherige Annahme, dass Jets typischerweise einige hunderttausend Lichtjahre lang sind. Stattdessen hat das LOFAR-Radioteleskop, das über 8000 Paare von Jets aufspürte, Jets entdeckt, die mehrere Millionen Lichtjahre lang sind. Neben dem Rekord mit einem Jet von 16 Millionen Lichtjahren hat das Team um Martijn Oei einen weiteren Jet entdeckt, der nach dem griechischen Riesen „Porphyrion“ benannt wurde und beeindruckende 23 Millionen Lichtjahre misst. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass LOFAR, das bisher erst 15 Prozent des Himmels abgesucht hat, möglicherweise noch viele weitere gigantische Materiestrahlen aufspüren kann, wie auch die [Welt der Physik](https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2024/materiejets-laengste-plasmastrahlen-aus-schwarzem-loch/) berichtet.