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Verkehrswende in Friedrichshain-Kreuzberg: Poller oder Parkplatz?

Die Debatte um den Straßenbesitz in Friedrichshain-Kreuzberg wird zunehmend intensiver. Gewerbetreibende und Anwohner äußern scharfe Kritik an den geplanten Maßnahmen, die die Aufstellung von Pollern und die Umwandlung von Autostellplätzen in Grünflächen umfassen. Trotz dieser Widerstände wird die Verkehrswende im Nebenstraßennetz fortgesetzt, wie Stadträtin Annika Gerold betonte. In ihrem Bericht über die Fortschritte zur Verkehrswende hob Gerold hervor, dass die Rückgänge beim Durchgangsverkehr in Wohnvierteln von den Initiativen begrüßt werden, und sie erhielt positives Feedback zu den bereits durchgeführten Maßnahmen.

Besonders auffällig ist die Statistik, dass im Bezirk pro zehn Einwohner nur zwei Pkw existieren und 87% der Wege ohne Auto zurückgelegt werden. Diese Entwicklungen stoßen jedoch auf Widerstand. Die CDU berichtete von einem zulässigen Einwohnerantrag gegen die Begrünung des Parkplatzes an der Koppen-/Palisadenstraße, der von 1.628 Bürgern unterstützt wird. Die Bürgerinitiative Mit.Bestimmung.Fhain äußerte ebenfalls Kritik an den geplanten Maßnahmen, insbesondere an den Einbahnstraßen und Pollersperren.

Kritik und Herausforderungen

Gerold bestätigte, dass der Durchgangsverkehr eine erhebliche Belastung für viele Anwohner darstellt und Maßnahmen wie den Modalfilter in der Niederbarnimstraße, der Fahrrädern den Zutritt ermöglicht, aber Kraftfahrzeuge ausschließt, als notwendig ansieht. Insgesamt sind 289 Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung geplant, von denen Anwohner bereits positive Veränderungen wahrgenommen haben. Trotzdem gibt es Bedenken seitens der Gewerbetreibenden, insbesondere von einem Unternehmer, der auf Kinderevents spezialisiert ist. Er äußerte Unmut über die Erreichbarkeit des Flohmarkts am Boxhagener Platz.

Um den Bedenken der Gewerbetreibenden Rechnung zu tragen, versprach Gerold, diese in die Planungen einzubeziehen. Die Pläne zur Umwandlung des Parkplatzes an der Koppen-/Palisadenstraße, wo zwischen 120 und 200 Stellplätze wegfallen sollen, sind ebenfalls umstritten, da der Parkplatz rechtlich als Grünfläche gewidmet ist. Ein Projekt zur Schaffung eines begrünten Quartiersplatzes und weiterer Grünflächen ist in Planung. Im Jahr 2022 wurden bereits 4.800 Meter neue Fahrrad-Infrastruktur und 26 sichere Querungsmöglichkeiten für Fußgänger eingerichtet. Für 2025 sind weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur, einschließlich Schulzonen, vorgesehen.

In einem früheren Pressegespräch stellte Verkehrsstadträtin Annika Gerold am 19. Januar 2022 zahlreiche geplante Verkehrswendeprojekte vor. An diesem Gespräch nahmen Olaf Rabe und Felix Weisbrich vom Straßen- und Grünflächenamt teil. Nach der Frostperiode im Frühjahr 2022 wird die Verstetigung der temporären Pop-Up-Radwege fortgesetzt. Geplante Maßnahmen umfassen die dauerhafte Radwegsinfrastruktur an der Frankfurter Allee (Nordseite), der Petersburger Straße sowie der Kottbusser Straße, und die Verbreiterung der Radwege in der Stralauer Allee und der Karl-Marx-Allee. Zudem sind geschützte Radwege in der Prinzenstraße südlich des Moritzplatzes geplant. Im Lauf des Jahres sollen 800 neue Fahrradbügel installiert werden, um Platz für 1.600 Fahrräder zu schaffen. Das Straßen- und Grünflächenamt arbeitet zudem an einem Prozess zur flächenhaften Verkehrsberuhigung mit transparenter Bürger*innenbeteiligung.