
In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Waschbärenpopulation in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Die Region zählt zu den sieben Bundesländern mit den größten Beständen dieser Tierart, die mittlerweile in etwa 90 Prozent der Landkreise Deutschlands verbreitet ist. Waschbären sind besonders häufig in MV anzutreffen und haben ihr Lebensumfeld in der Nähe von Menschen gefunden, beispielsweise in Dachböden und Gärten. Sie sind dafür bekannt, die Nester von Bodenbrütern, Singvögeln und Greifvögeln zu plündern, indem sie Eier und Jungvögel fressen. Diese Entwicklung lässt die zuständigen Behörden nicht untätig bleiben.
Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern diskutiert derzeit über die Einführung landesweiter Fanghilfen für Jäger, um die stark ansteigende Waschbärenpopulation einzudämmen. Dieser Antrag wurde von der AfD-Fraktion eingebracht, die sich für den Schutz der Artenvielfalt einsetzt. Die AfD fordert eine Fangprämie für Jäger, ähnlich der Pürzelprämie, die zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest verwendet wird. In den Jahren 2017 bis 2022 wurden in MV insgesamt etwa 11 Millionen Euro an Pürzelprämien und Aufwandsentschädigungen gezahlt. Jäger befürworten diese Idee, die es ihnen ermöglichen würde, in Fallensysteme zu investieren.
Aktuelle Erlegungen und Bestandsentwicklung
Im Jagdjahr 2022/2023 wurden in Mecklenburg-Vorpommern etwa 18.300 Waschbären erlegt. Für das Jagdjahr 2023/2024 wird bereits eine Erlegungszahl von 21.939 erwartet. Der Landwirtschaftsminister des Landes hat jedoch die Einführung einer Fangprämie für Waschbären abgelehnt, da die Jäger ihrer Pflicht zur Hege bereits nachkommen.
Die Jagdstatistik zeigt eine deutliche Zunahme der Erlegungen von Waschbären über die Jahre. Während im Jagdjahr 1996/1997 nur 5.059 Waschbären erlegt wurden, stieg die Zahl im Jagdjahr 2009/2010 auf 49.785 und erreichte im Jahr 2019/2020 mit 202.293 erlegten Waschbären einen Höchstwert. Dieses exponentielle Wachstum deutet auf ein hohes Anpassungspotenzial der Waschbären an veränderte Umweltbedingungen hin, ähnlich wie bei Wildschweinen.
Der Waschbärbestand in Deutschland geht auf lediglich wenige Tiere zurück, die um 1930 freigelassen wurden. Diese Tierart hat sich als Generalist schnell an die Lebensbedingungen angepasst und stark vermehrt. Die aktuellen Daten zur Jagdstatistik stammen von wild-monitoring.de und der Literatur von Fischer ML et al. (2016).